Er ist einer der unterschätztesten Spieler der NBA. In seinem Team geht er neben Namen wie Kevin Love oder Ricky Rubio meist unter. Dabei ist er ein Bulle unter Wölfen: Die Rede ist von Nikola Pekovic – einem der besten Center der NBA.

132 Kilogramm Kampfgewicht bringt der Montenegriner auf den Court, eine Masse, die er verbunden mit seinen 2,10 Metern zu nutzen weiß.
Natürlich ist Pekovic kein Defensivmonster, er ist kein überragender Shotblocker und mit 56,8 Prozent Opponent Field Goal Percentage am Korb auch kein wirklich guter Rim-Protector. Zwar ist sein Defensiv-Rating in den letzten beiden Jahren auf einem Karriere-Hoch (106), die Augen fallen einem dabei aber auch nicht aus dem Kopf. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass der 28-Jährige ein massiger Kerl ist. Und so ein muskelbepackter Typ ist wie ein Fels, den man schlicht und einfach nicht verschieben kann. Das gibt ihm immerhin in der Post-Defensive einen Vorteil.

Doch Pekovic ist auch kein Spieler, der aufgrund seiner Fähigkeiten in der Verteidigung wahlweise gehasst oder geliebt wird. Es sind andere Dinge. Beispielsweise die Art und Weise, wie der bullige Center im Post, mit dem Rücken zum Korb, dominieren kann. Wie er sich in jeden Zweikampf um den Ball wirft, wie er sich jede Menge Rebounds (4,1 Offensivrebounds pro Spiel!) greift und wie er mit seiner selbstlosen Art dem ganzen Team hilft.

Perfekte Fußarbeit: Pekovic weiß seinen Körper effizient zu positionieren.

Perfekte Fußarbeit: Pekovic weiß seinen Körper zu positionieren

Fangen wir mit der Post-Dominanz an: „Pek“ unterscheidet sich von den restlichen NBA-Centern in einer Sache. Er geht das Spiel im Post vollkommen anders an. Fast jeder andere Center bekommt im Post den Ball und fängt dann an sich durch Beinarbeit zu positionieren. Pekovic hingegen dreht den Spieß um: Wenn er sich eine gute Position erarbeiten möchte, tut er das sehr geschickt. Er stellt einen Fuß zwischen die Beine des Verteidigers, wodurch er ihm Bewegungsfreiheit nimmt. Dadurch kann er sie ganz leicht zurückdrängen und sich selbst Platz verschaffen. Zudem dient er als Grundlage für seinen zweiten Schritt. Dieser wird in die entgegengesetzte Richtung getätigt, wodurch er es dann schafft, den Gegner vollständig hinter sich zu bringen und mit seiner Stärke auch dort zu halten. So kann er nicht nur den Ball in einer für ihn optimalen Position annehmen, er macht es dem Gegner auch schwerer, ihn zu verteidigen. Das ist Footwork wie aus dem Lehrbuch. Das treibt jedem Coach Freudentränen in die Augen. Doch nicht nur das, es ist auch äußerst effizient.

Zudem macht er sich bei Annahme des Balls groß und beugt die Knie, wodurch er für den Verteidiger noch schwerer zu bewegen ist. In dieser fast optimalen Ausgangslage hat Pekovic es gar nicht mehr nötig, spektakuläre oder ausgeklügelte Post Moves auszupacken. Durch seine enorme Stärke und einer überraschenden Schnelligkeit ist er im Post auch mit einfachen Hookshots und Layups nur schwer aufzuhalten. Sehr viel mehr kann Peković auch gar nicht – weil er es nicht braucht.

Fels in der Brandung: Gegen "Pek" holt man so leicht keinen Rebound.

Fels in der Brandung: Gegen „Pek“ holt man so leicht keinen Rebound.

Auch in der Transition verhält sich der Montenegriner äußerst gewitzt. Trotz seines enormen Gewichts ist er relativ flink unterwegs und sobald er innerhalb der Dreipunktelinie ist, sucht er sich seinen Gegenspieler. Dieser ist meist noch in der Rückwärtsbewegung, woraufhin Pekovic sofort gegen ihn in den Post geht und ihn so problemlos zu seiner gewünschten Position drängen kann. Der 2,10 Meter-Koloss ist kein großer Athlet und auch kein spektakulärer Finisher. Jedoch ist er etwas, das um einiges wichtiger ist: Er ist teamdienlich. Auch wenn seine Assistzahlen (1,0 APG) das nicht belegen, schmeißt sich Peković für sein Team in jeden Ball, setzt Screen nach Screen, boxt aus, kämpft um jeden Ball – ein richtiger Hustle-Player eben. Neben seinen 18 Punkten und 9,1 Rebounds pro Spiel kann der Europäer zudem noch mit einer starken Ballsicherheit punkten. Gerade einmal 1,5 Turnover pro Spiel sind Argumente zu seinen Gunsten. Auch seine Freiwürfe verwandelt er sicher (75,1 Prozent). Auf 36 Minuten hochgerechnet (derzeit sind es 32,5 Minuten pro Spiel) ist Peković sogar die personifizierte 20/10-Maschine (20 Punkte, 10,1 Rebounds).

Der hochdotierte Vertrag über 60 Millionen Dollar für fünf Jahre, der manch einem Beobachter überteuert schien, ist folglich vollkommen gerechtfertigt. Gerade mit Kevin Love bietet er ein offensiv unschlagbares, zweiköpfiges Frontcourt-Monster. Beide ergänzen sich super, Loves Spacing gibt Peković Platz, seine Präsenz im Post wiederum kommt Love zu Gute. Zudem greift sich nur ein Duo (Griffin + Jordan) mehr Boards, als Pek und Love zusammen (22,4 pro Spiel). Das Einzige, was Peković in seiner dritten Saison mit mehr als 20 Minuten Spielzeit, noch fehlt, ist zu zeigen, dass er auch in der Postseason einer der besten Center der Liga sein kann. Doch für die Wolves sieht es nach der neunten Saison ohne Postseason in Folge aus – also wieder keine Chance für den Bullen, um sich zu beweisen.