Zwar werden im Rennen um den MVP-Titel immer wieder fünf Namen (LaMarcus Aldridge, Chris Paul, Paul George, Kevin Durant, LeBron James) genannt, doch seien wir mal ehrlich: Den Titel werden „KD“ und LeBron unter sich ausmachen!

Kommentar: Joscha Klüppel

Klar ist dabei: Ich gehe vom aktuellen Zeitpunkt aus, im weiteren Verlauf der Saison kann sich das durchaus noch ändern. Zum jetzigen Zeitpunkt steht für mich aber außer Frage, dass Kevin Durant MVP werden muss.

Statistisch stärker als LeBron!

Im Januar erzielt Durant ganze 36,5 Zähler pro Spiel und führte OKC zuletzt zu acht Siegen in Serie. Dass da MVP-Schreie laut werden, ist verständlich. Kommentare wie „Durant ist zwar der bessere Scorer, aber nicht der bessere Spieler, deswegen muss LeBron MVP werden“ sind schlichtweg falsch. Klar, LeBron spielt mal wieder ein klasse Jahr, aber Durant ist einfach besser – im Gesamtpaket. Nicht nur, dass „Kev“ besser scort (31,3 zu 26,0 PPG), der Thunder-Superstar reboundet auch besser (7,8 zu 6,7 RPG). Einzig bei den Assists hat James gegenüber Durant die Nase vorne (5,2 zu 6,3 APG).

Bei einem weiteren Vergleich fällt zudem auf, dass nicht nur Durants Offensive-Rating besser ist (125 zu 120), sondern auch sein Defensive-Rating (100 zu 105). Durant blockt mehr Würfe und klaut mehr Bälle. Ohnehin ist LeBron einer der überbewertesten Verteidiger der Liga und seine Defensive nichts, was ihn weit über Durant stellt.

Auch LeBrons grandiose Shooting-Percentage wird – wenn man sich den wichtigsten Teil dieser Statistik, die True-Shooting-Percentage anschaut – relativiert. Zwar ist James’ TS-Percentage um 1,6 Prozent höher als KDs, der Thunder-Superstar hat jedoch eine wichtigere Offensiv-Rolle im Thunder-Angriff und nimmt daher pro Spiel rund vier Würfe mehr. Dadurch wird Durants „TS-%“ von 64,3 Prozent noch beeindruckender! LeBrons 65,9 Prozent sind natürlich nicht minder stark, doch – ähnlich wie bei seiner Verteidigung – kein Grund, ihn im MVP-Rennen vorne zu sehen.

Kevin Durant spielt die beste Saison seiner NBA-Karriere und muss endlich MVP werden!

Kevin Durant spielt die beste Saison seiner NBA-Karriere und muss endlich MVP werden!

Dank Durant besser als Miamis Tiefe

Auch bei einem weiteren Thema, das die beiden Superstars von jeher begleitet, zieht James den Kürzeren: Sidekicks. Der Vergleich lohnt sich in dieser Saison mehr denn je, da sowohl Wade als auch Westbrook mit Verletzungen zu kämpfen haben.

Wade hat bisher in 13 Spielen ausgesetzt. Die Bilanz der Heat ohne ihn liegt bei sieben Siegen und sechs Niederlagen, die Punktedifferenz pro Spiel bei +2,2 (zum Vergleich mit Wade: 24-6; +7). Westbrooks Basketballabstinenz (hier beziehe ich mich auf sein Fehlen seit seiner Knie-OP, sprich seit dem 28.12.) beträgt mittlerweile 18 Spiele. Oklahomas Bilanz: 13 Erfolge und fünf Niederlagen sowie eine Punktedifferenz von 5,4. Und die Thunder haben mittlerweile den ersten Platz im Westen erobert! Dabei war das Programm der Thunder härter, als das der Heat: Während Miami ohne Wade die Brooklyn Nets als stärksten Gegner hatte, gewann OKC ohne seinen Star-Point-Guard unter anderem gegen Golden State, Phoenix, Portland und gleich zweimal gegen die Rockets.

Ob die Starting Five mit den Namen Chalmers, Allen, Battier und Bosh mehr zu bieten hat als Jackson, Sefolosha, Ibaka und Perkins, ist definitiv diskutabel. Dass aber eine Bank mit Beasley, Cole und dem sagenumwobenen „Birdman“ produktiver ist als Lamb, Fisher und Adams steht wohl außer Frage. Ergo: LeBron hat das tiefere Team, doch Durant macht OKC erfolgreicher!

Kann LeBron seinen MVP-Titel, den er in den letzten beiden Jahren holte, gegen Durant doch verteidigen?

Kann LeBron seinen MVP-Titel, den er in den letzten beiden Jahren holte, gegen Durant doch verteidigen?

Kevin Durant ist wichtiger!

Zuletzt möchte ich die Aufmerksamkeit noch auf zwei sehr selten betrachtete, jedoch sehr aussagekräftige Statistiken lenken.

Die Jungs von boxscoregeeks.com haben eine Statistik entwickelt, die aufzeigt, wie viele Siege ein Team allein durch die Boxscores eines einzelnen Spielers gewonnen hat. Bei Durant liegt diese bei 12,4, bei LeBron „nur“ bei 10,9 – Punkt für Durant.

Noch deutlicher wird es jedoch bei der folgenden, von NumberFire.com, entwickelten Statistik. Diese hört auf den schönen Namen „nERD“ und gibt an, wie viele Siege über der ausgeglichenen Bilanz von 0,500 ein durchschnittliches Team mit einem bestimmten Spieler als Starter einfahren würde. Hier hat Durant die Nase sogar noch weiter vorne: 29,4 Siege über der ausgeglichenen Bilanz hätte ein durchschnittliches NBA-Team mit „KD“ als Starter, LeBron würde diesem Team hingegen nur 19,3 Siege über dem Durchschnitt bringen.

Ergo: Kevin Durant ist der wichtigere und bessere Spieler im bisherigen Saisonverlauf. Wäre die Saison nun zu Ende, dürfte niemand anderes als er die MVP-Trophäe erhalten – und bleibt er so heiß wie im Augenblick, muss dieses Szenario in einigen Monaten auch eintreffen. LeBron meinte kürzlich zur Personalie Kevin Durant: „I know there is someone, somewhere, trying to take my spot. And I know where he is too. He’s in Oklahoma.“
Unrecht hat “The King” damit nicht…

Kommentar: Joscha Klüppel