Part I verpasst? Hier entlang.

Was bietet sich für meinen ersten Post im BASKET Experten-Blog besser an als eine Prognose, welche Spieler am Ende der laufenden Spielzeit die individuellen Auszeichnungen abräumen? Richtig, nichts. Die Kollegen in der BASKET-Redaktion haben ihre Tipps schon in der Preview-Ausgabe (11/2013) abgegeben. Daher, um euch keinen kalten Kaffee vorzusetzen, motze ich meine Rankings etwas auf:
Zu jeder Trophäe präsentiere ich euch nicht nur den jeweiligen Gewinner, sondern gleich meine Top Drei. Das Ranking basiert dabei auf den Leistungen der Vorsaison, den ersten Eindrücken der ersten Spiele und meiner eigenen, völlig subjektiven Meinung.

Nicht einverstanden mit meinen Prognosen? Dann habt ihr folgende Möglichkeiten: Speichert euch mein Ranking irgendwo ab und reibt mir am Ende der Saison unter die Nase, wie komplett falsch ich lag – oder noch besser, geigt mir direkt in den Kommentaren die Meinung, wer eurer Ansicht nach die Auszeichnungen abstauben sollte.

*Stand der Daten: 11.11.2013

Houston Rockets v Indiana Pacers

Paul George erneut Most Improved Player? Warum nicht!

Most Improved Player

Paul George (IND)
2013/14 37,3 MpS 25,1 PpS 7,9 RpS 4,0 ApS 25,91 PER*
2012/13 37,6 MpS 17,4 PpS 7,6 RpS 4,1 ApS 16,8 PER

Warum soll jemand nicht zwei Mal in Folge Most Improved werden? Das neue Gesicht der Franchise ruht sich nicht auf seinem fetten Vertrag aus, den er im September unterschrieben hat (fünf Jahre, 80 Millionen). Stattdessen wird er einfach besser und besser. George knüpft genau da an, wo er in den Playoffs aufgehört hat: Dominanz auf beiden Seiten des Courts. In den ersten sieben Spielen der Saison scorte PG24 jede Mal mehr als 21 Punkte, zwei Mal über 30.
Die Entwicklung liegt hier vor allem in seinen Wurfquoten, die er in der zugegeben noch jungen Saison auf Karrierebestwerte geschraubt hat (46,8 Prozent aus dem Feld, 42,9 Prozent von Downtown).
Das Ganze ist noch beeindruckender, wenn man bedenkt, dass George jeden Abend den besten Spieler verteidigt, egal ob Point Guards wie Derrick Rose oder Forwards wie LeBron James.
„Das ist ein besonderes Jahr für uns. Und ich werde bei jedem Ballbesitz alles geben“, lautet die Kampfansage an den Rest der Liga. Hält der Forward konstant das Niveau, das er bisher zeigt, wird der All-Star auch bei der Wahl des MVp ein Wörtchen mitreden wollen.

Anthony Davis (NOP)
2013/14 37,6 MpS 21,7 PpS 11,6 RpS 3,9 BpS 29,61 PER
2012/13 28,8 MpS 13,5 PpS 8,2 RpS 1,8 BpS 21,7 PER

http://youtu.be/cmIZ9AD53JE

Es gibt nur eine Sache, die man in der New Orleans Arena mehr fürchten muss als Anthony „The Brow“ Davis – und zwar das Maskottchen Pierre den Pelikan. Aber Spaß beiseite. Normalerweise wird von Spielern in ihrem zweiten Jahr erwartet, dass sie sich verbessern. Allerdings übertrifft der Nummer-Eins-Pick von 2012 mit seinem Game alle Erwartungen. Seinen Punkteschnitt hat er um fast zehn Punkte angehoben, dazu erarbeitet er sich im Schnitt acht Freiwürfe pro Partie (im Vergleich zu 3,5 im Vorjahr).
NOLAs künftiger Franchise-Player ist einer der besten jungen Spieler, die auf beiden Seiten des Feldes ordentlich zupacken können. Das hat er gegen die Lakers am 8. November beeindruckend unter Beweis gestellt. Karrierebestwert von 32 Punkten, dazu zwölf Rebounds, sechs Blocks und M-V-P-Jubel von den Rängen. Die Pelicans wussten, dass Davis ein Game-Changer sein kann – sie haben nur nicht so früh (er ist noch nicht mal 21) so viel erwartet.

Kawhi Leonard (SAS)
2013/14 29,1 MpS 13,0 PpS 5,6 RpS 1,6 SpS 17,15 PER
2012/13 31,2 MpS 11,9 PpS 6,0 RpS 1,7 SpS 16,4 PER

Genau wie Paul George hat auch Leonard in den Playoffs gezeigt, was er draufhat. Und wenn Über-Coach Popovich sein junger Zögling ist die Zukunft der stolzen Spurs-Franchise, dann wettet man auf eigene Gefahr dagegen. Auch wenn seine Stats nicht so deutliche Sprünge machen wie die der anderen beiden Kandidaten vor ihm, so ist der Forward der San Diego State Universität dennoch zu Großem bestimmt. In den Finals hat er LeBron James sieben Spiele lang die Stirn geboten und sein Team durch seine Defense und seinem unkonventionellen Offensivrepertoire im Spiel gehalten.
Leonard wird jetzt in der laufenden Spielzeit mehr Verantwortung von Popovich übertragen bekommen, um Tony Parker und Tim Duncan zu entlasten. Knüpft der 22-Jährige an seine Leistungen der Playoffs an und verwirklicht sein Potential, steht den Spurs auch nach Duncans Karriereende (das hoffentlich nie kommen wird) eine rosige Zukunft bevor.

Rookie of the Year

Michael Carter-Williams (PHI)
37,3 MpS 18,7 PpS 5,9 RpS 8,1 ApS 20,58 PER

Believe the Hype (und checkt die aktuelle BASKET für das One-on-One Interview)! MCW ist seit Shaquille O’Neal der erste Rookie, der in seinen ersten sieben Tagen als Profi zum Spieler der Woche gewählt wurde! In der Stadt der brüderlichen Liebe weint dank dem Guard aus Syracuse niemand Jrue Holiday eine Träne nach. Und warum auch?! Direkt im Auftaktspiel schocken die Sixers den amtierenden Champ – Carter-Williams kratzt dabei mit seinem Boxscore fast am Quadruple-Double (22 Punkte, 7 Rebounds, 12 Assists und 9 Steals). Der Rookie genießt schon jetzt das Vertrauen der Veteranen und dirigiert die auf Speed und Fast Breaks ausgerichtete Offensive. Während einige Top Picks hinter den Erwartungen zurückbleiben (ja, genau dich meine ich, Anthony Bennett), setzt MCW schon früh seine Duftmarke. Es bleibt abzuwarten, ob er seine beeindruckenden Wurfquoten halten kann, da diese im College nicht mal ansatzweise auf dem Niveau waren (in seinem letzten Jahr in Syracuse traf er gerade mal 39,3 Prozent aus dem Feld und grottige 29,4 Prozent seiner Dreier). In einem vermeintlich schwachen Draftjahrgang ist Carter-Williams eine willkommene Überraschung zum Start der Saison.

Victor Oladipo (ORL)
25,4 MpS 11,4 PpS 4,3 RpS 3,3 ApS 11,03 PER

Die Orlando Magic setzen ihren Rookie auf der Point Guard Position ein, um noch mehr Spiele zu verlieren um den zweiten Pick des Drafts zu einem Playmaker zu machen. Dass es eine ungewohnte Rolle für den 1,93 Meter großen Guard ist, zeigt sich vor allem bei den Turnovern. Vier Ballverluste leistet er sich im Schnitt pro Spiel, sein Assist-Turnover-Verhältnis (wie viele Assists legt ein Spieler auf für jeden Turnover) liegt bei 0,82. Dennoch weist die Nummer Fünf bislang solide Zahlen auf. Von allen Neulingen belegt er bei Punkten, Rebounds und Assists einen Platz in den Top Sechs (je Zweiter, Sechster und Fünfter). Oladipo bekommt in Orlando die Gelegenheit, (eine Menge) Fehler zu machen und daraus zu lernen. Er ist zwar nicht so eindrucksvoll in die Saison gestartet wie Carter-Williams, allerdings können Magic-Fans mit der soliden Leistung ihres Rookies mehr als zufrieden sein. Eben alles eine Sache der Entwicklung.

Kelly Olynyk, Vitor Faverani (BOS)
Olynyk 22,1 MpS 8,0 PpS 5,1 RpS 0,1 BpS 6,26 PER
Faverani 19,3 MpS 6,1 PpS 5,3 RpS 1,6 BpS 14,19 PER

An dritter Stelle könnten bei den Rookies einige andere Kandidaten stehen. Ben McLemore findet in Sacramento von Spiel zu Spiel seinen Rhythmus, bei den Thunder überzeugt Steven Adams mit solidem Play (und verdrängt hoffentlich bald Kendrik Perkins aus der Starting Five), und und und…
Die Lösung? Korrekt, ich missachte mein eigenes Ranking und präsentiere zwei Rookies für Platz Drei. Die zwei Neu-Celtics sind zwei Seiten einer Medaille. Wähernd Olynyk vor allem in der Summer League durch sein Arsenal an Offensivwaffen geglänzt hat, ist der Brazilianer ein legitimer Center, der den Celtics seit Jahren unter dem eigenen Korb gefehlt hat.
Olynyks Basketball-IQ wird ihm helfen, seine momentan unterirdischen Trefferquoten im Laufe der Saison auf ein akzeptables Niveau zu schrauben. Sobald Rajon Rondo wieder zum Team stößt, verfügen die Celtics dann auch endlich wieder über einen natürlich Point Guard, der die Big Men effektiv in Szene zu setzen weiß. Trotzdem ist er und wird auch nie als Rim-Protector gefürchtet werde (siehe Blocks). Faverani ergänzt Bostons „41“ aber genau in der Hinsicht optimal. Durch seine harte Arbeit in der Defense ist er bereits jetzt ein Liebling in Boston und wird sich im Laufe der Saison für mehr Spielzeit bei seinem Coach Brad Stevens empfehlen.

Coach of the Year

Minnesota Timberwolves v Los Angeles Clippers

Bei den Clippers Top-Kandidat auf den Titel „Coach des Jahres“: Doc Rivers

Glenn „Doc“ Rivers (LAC)

Kein Bock auf Rebuild, die Beziehung zu Rajon Rondo doch zu anstrengend, die Nase voll von den harten Wintern an der Ostküste? Wer weiß, was letztendlich ausschlaggebend war für Rivers‘ Entscheidung, die Celtics zu verlassen und ins sonnige L.A. zu gehen.
Jetzt liegt es an einem der besten Motivatoren der NBA, das Team um Chris Paul und Blake Griffin zu neuen Höchstleistungen zu führen. Rivers muss ein Offensivsystem implementieren, das nicht die ganze Verantwortung bei jedem Angriff auf Paul abwälzt. Noch wichtiger als das ist aber die Defensive. „Doc“ hat die Boston-Defense mitgebracht, die auch schon Thibideau in Chicago lehrt. Schafft es Rivers, aus DeAndre Jordan einen defensiven Anker zu formen und die Clippers über die magische 60-Siege-Hürde zu führen, dann wird er im Frühling seine zweite Auszeichnung zum Coach des Jahres in Empfang nehmen können.

Marc Jackson (GSW)

Pfarrer Jackson, wie er von seinen Warriors liebevoll genannt wird, hat in seiner jungen Coaching-Karriere schon eine beeindruckende Kompetenz an den Tag gelegt. Nach der Feelgood-Story der vergangenen Playoffs kann Jackson dank einem noch tieferen Kader aus den Vollen schöpfen. Seine größte Herausforderung wird sein, seine Rotation, genug Einsatzzeit für seine Spieler (vor allem für den erfolgversprechenden Harrison Barnes) und jeden Abend die richtigen Match-Ups zu finden und auszunutzen. Gleichzeitig wird er ein Auge auf die Minuten von Scharfschütze Stephen Curry und Abwehrchef Andrew Bogut haben müssen – ihre Fitness ist der Schlüssel für die Golden State Warriors, die sich nicht mehr darauf verlassen können, Teams in dieser Saison zu überraschen.

Gregg Popovich (SAS)

Wacht der Meistertaktiker der Spurs manchmal schweißgebadet mitten in der Nacht auf, weil ihn seine Entscheidung, Tim Duncan im sechsten Spiel der Finals in den letzten 30 Sekunden auf die Bank zu setzen, noch verfolgt?
Wenn ein Coach und ein Team so eine Niederlage wegstecken können, dann Coach Pop und die San Antonio Spurs. Die Sporen aus Texas sind jahrein, jahraus ein Paradebeispiel einer Franchise. Popovich wird seine Stars schonen und sie werden sich bei ihm mit Top-Leistungen revanchieren. Er wird auch aus seinen Reservisten das Maximum herauskitzeln, die sich nahtlos ins System einfügen.
Gregg Popovich wird schon lange nicht mehr an Erfolgen in der Regular Season gemessen. Doch wenn San Antonio nach den verlorenen Finals wie Phönix aus der Asche steigt und den Westen 82 Spiele lang aufmischt, dann hat Popovich wieder einmal ein Meisterwerk vollbracht.

Executive of the Year

James Harden Houston Rockets press conference

Daryl Morey holte 2012 James Harden nach Houston – nun folgte Dwight Howard. Hut ab!

Daryl Morey (HOU)

Endlich! Nach Jahren des Mittelmaßes, der Anhäufung von Spielern eintauschbaren Verträgen hat Morey nicht nur James Harden, sondern auch in der vergangenen Saison Dwight Howard nach Houston locken können. Sein Plan, ohne einen kompletten Rebuild langsam die Franchise weider aufzubauen, wurde über die vergangenen oft belächelt. Doch Morey ist nicht von seinem Weg abgewichen, hat abgewartet und im richtigen Moment zugeschlagen.
Es wird sich noch zeigen, was mit Omer Asik passiert – der Big Man ist einfach zu teuer, um ihn nur als Bankspieler zu behalten und zu gut, um ihn nicht gegen Spieler einzutauschen, die den Kader besser ergänzen. Landet Morey auch hier einen Homerun, hat er seine Vision in beeindruckender Weise Wirklichkeit werden lassen.

Bob Myers (GSW)

Die Riesenverträge von Richard Jefferson und Andris Biedrins endlich lsogeworden? Check. Einen der besten Two-way-Player der NBA in Andre Iguodala zu einem ordentlich Preis verpflichtet (48 Millionen über vier Jahre)? Check. Was noch? Ach ja, Golden State war angeblich in der engeren Auswahl im Kampf um Dwight Howard.
Der Verlust von Carl Landry (Sacramento) und Jarrett Jack (Cleveland) schmerzt zwar, sollte aber vom tiefen Kader der Warriors kompensiert werden können. In seinen zwei Jahren als General Manager hat Myers maßgeblich dazu beigetragen, das Team aus San Francisco wieder zu einem ernsthaften Contender im Westen zu machen.

Billy King (Nets)

Der Mega-Trade, der Kevin Garnett, Paul Pierce und Jason Terry in den Big Apple geholt hat, war eine klare Ansage, dass die Nets jetzt gewinnen wollen. Brooklyn hat dafür ohne mit der Wimper zu zucken seine mittel- und langfristige Zukunft aufs Spiel gesetzt. Andrei Kirilenko dann noch aus Minnesota loszueisen war die Kirsche auf dem Milchshake von General Manager Billy King und Teambesitzer Mikhail Prokorov. King hat Rookie-Coach Jason Kidd eine Truppe aus Veteranen zusammen gestellt, die Championship-Erfahrung mitbringen und ihre Egos und indivuelle Ziele hinter den Erfolg der Mannschaft stellen.
Kann das Team Kidds Unerfahrenheit und das hohe Alter der Spieler kompensieren, dann wird Kings Name definitiv in den Top Drei der besten General Manager der Saison auftauchen.

*PER: Das Player Efficiency Rating basiert auf einer Formel von John Hollinger (ehemals Kolumnist bei ESPN, heute sportlicher Vizepräsident der Memphis Grizzlies). PER errechnet aus allen positiven und negativen Statistiken einen Wert, der die Leistung eines Spielers pro 100 Ballbesitzen widerspiegelt. Der Liga-Durchschnitt ist immer 15.