Eine der großen Fragen an der gestrigen Entscheidung, das Angebot der Liga abzulehnen, war, warum die Union darüber nicht von allen 450 Spieler n individuell darüber abstimmen ließ. Dazu haben Billy Hunter und Derek Fisher nun in einem Brief an die Spieler Stellung bezogen.

Hier die wichtigsten Punkte des Briefs:
„Heute haben der Spielergewerkschaftsvorstand und die 30 Repräsentanten der Teams einstimmig entschieden, dass als offizieller Verhandler zurückzutreten. Als Folge dessen werden wir nun als Handelsverband auftreten und euch NBA Spieler unterstützen und helfen, jedoch nicht mehr in die Tarifverhandlungen eingreifen. ….“

„Über zweieinhalb Jahre haben wir in über 50 Verhandlungsrunden mit der NBA am Tisch gesessen und vergeblich versucht, einen fairen Deal mit den Teambesitzern zu erzielen. Allerdings kam es zu keiner Einigung und das letzte ‚take it or leave it‘-Angebot der Besitzer und David Stern hat uns keine andere Wahl gelassen. Es ist klar geworden, dass wir unter arbeitsrechtlichen Gesichtspunkten alle Möglichkeiten aufgebraucht haben und eine Fortsetzung so keinen Sinn gemacht hätte.“

„Ohne Gewerkschaft hoffen aufrichtig, dass die NBA sofort ihren illegalen Boykott der Liga beenden und die Saison 2011/12 starten wird. Wir haben des weiteren die Teams und ihre Besitzer dazu aufgefordert den Spielbetrieb wieder aufzunehmen und in Verhandlungen mit Free Agents zu treten. …“
 
„Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen und hat enorme Konsequenzen, darunter folgende:

– wir können nicht mehr mit den Besitzern verhandeln
– wir können den Agenten fortan nichts mehr vorschreiben
– wir können keine individuelle Klagen von Spielern mehr bearbeiten
– wir können nicht mehr arbeitsrechtliche Fragen für Spieler klären
– ….“

Den kompletten Brief gibt‘s hier.

Eine Frage, die sich uns nun stellt: Haben die Union und die Spieler eigentlich während der Verhandlungen gecheckt, dass David Stern nicht unbedingt ihr Feind ist? Sondern vielleicht sogar ihr Freund? Denn Stern ging es bei den Verhandlungen vor allem um zwei Sachen:
1.) Eine Liga, in der so viele wettbewerbs- und konkurrenzfähige Teams wie möglich spielen.
2.) Eine Liga, deren Saison 2011/12 stattfindet.

So, einfach ist das. Stern wollt den Spielern mit seinem Ultimatum nicht Böses! Er musste sich genauso gegenüber den Teambesitzern rechtfertigen und sich wohl auch einiges anhören.  Schließlich waren laut Insidern auch nicht gerade wenige Owner strikt gegen den Deal, den er den Spielern angeboten hat. Doch seine höchste Prämisse galt immer dem Wohlergehen der Liga und das geht einher mit einer möglichst langen (bzw. am besten natürlich kompletten) Saison. Und: Wer war es, der der Liga zwar fragwürdige Regeln wie den Dress Code auferlegt, allerdings aber auch dafür gesorgt hat, dass das durchschnittliche Jahreseinkommen mit rund fünf Millionen Dollar höher ist als in jeder anderen Major League in den USA?! Richtig, David Stern!

Dementsprechend werden wohl Zeiten kommen, in denen sich Spieler/Union UND Besitzer Vorwürfe machen, warum sie im Sommer und Herbst 2011 so einen Scheiß gebaut haben. Denn beide Seiten haben zusammen dafür gesorgt, dass die Saison womöglich ausfällt. Nicht eine, sondern beide!