Die Spielergewerkschaft hat am Montagabend das aktuelle Angebot der Liga abgelehnt. Doch was sind die Hintergründe der Absage? Was sind die nächsten Schritte der Spieler? Und kann die Saison noch gerettet werden? Hier ein paar Antworten.
Feststeht, die Entscheidung, das Angebot abzulehnen und die Spielergewerkschaft aufzulösen, hat schwerwiegende Folgen. Klar ist auch, selbst wenn wir jetzt alle gern den millionenschweren Spielern die Schuld an diesem GAU geben wollen, die Teambesitzer haben mindestens genauso viel Schuld an der Misere und dem Scheitern der Tarifverhandlungen! Denn: Während die Spieler viele Kompromisse eingegangen sind und auf vieles verzichtet haben, war die Haltung der Owner stets eine andere. Sie haben sich in den vergangenen Wochen in nur wenigen Bereichen gesprächs-, verhandlungs- und kompromissbereit gezeigt!
Deshalb kann man auch in gewissem Maße verstehen, warum die Union das letzte Angebot der Liga abgelehnt hat. Sie fürchtet einfach um die Zukunft und war der Meinung, dass es nicht sein könne, dass sie auf viel Geld verzichten und Abstriche hinnehmen, während die Teambesitzer kaum auf ihre Forderungen eingehen. Verständlich, schließlich sind es die Spieler, die die Fans in die Hallen locken und nicht die dicken Anzugträger der Chefetagen!
Das Problem an der Entscheidung: Sie hätten diesen Weg viel eher gehen müssen! Warum haben sie so lange gewartet, die Spielergewerkschaft aufzulösen. Durch diesen Schritt können die Spieler, und zwar alle 450, mit Klagen gegen die Liga vorgehen. Eine solche „Klagenfluft“ ist schon ein enormes Druckmittel (und wahrscheinlich das einzige effektive, das sie noch haben). Doch bis es soweit ist, wird noch eine Menge Zeit vergehen. Erst mal müssen viele rechtliche Barrieren überwunden werden. Das kann dauern (oder unter Umständen sogar scheitern, da die NBA schon vor Monaten für diesen Fall eine Gegenklage gegen die Rechtmäßigkeit der Union-Auflösung gestellt hat). „Es ist nun leider höchstwahrscheinlich, dass die komplette Saison ausfällt“, sagte Union Director Billy Hunter. „Denn selbst wenn der Prozess der Union-Auflösung vor Gericht schnell erledigt werden würde, werden die weitere Prozesse sich einfach extrem lang hinziehen. So ist das nun mal bei Streitigkeiten, die vor Gericht ausgetragen werden. Da geht selten mal was schnell!“
Doch das ist nicht das einzige nicht Nachvollziehbare an der Absage der Player Union: Es stellt sich auch die Frage, warum hat sie nicht alle 450 Spieler über das Angebot abstimmen lassen, sondern nur die 30 Vertreter des Teams? Die Gewerkschaft besteht nämlich aus drei Teilen: dem Vorstand, den 30 Klub-Repräsentanten und der kompletten Mitgliederschaft, also allen NBA-Spielern. Warum aber hat die Union nur die Repräsentanten abstimmen lassen? Die lapidare Antwort, die Der US-Kollege Henry Abbott vom Anwalt der Union, Jeffrey Kessler, bekam: „So funktioniert und handelt keine Gewerkschaft in den USA, die mir bekannt ist!“
Diese Haltung hat anscheinend auch einige Spieler verärgert. Rockets-Guard kevin Martin etwa erklärte nach der Entscheidung: „Es wäre fair gewesen, uns alle abstimmen zu lassen! Wir sind alle erwachsene Männer und es ist an der zeit, dass wir unsere eigene Zukunft kontrollieren und nicht jeweils ein Team-Vertreter die Entscheidung trifft. Und das sehen viel meiner Kollegen genauso!“
David Sterns Kommentar dazu: „Die Union hat mit ihrer grenzenlosen Weisheit entschieden, dass dieses Angebot es nicht wert war, allen Mitgliedern präsentiert zu werden. Als Spieler würde ich mich fragen, was Billy Hunter da nun angestellt hat. Offensichtlich hat Mister Kessler seinen Willen bekommen. Nun gehen wir in einen ’nuclear winter’!“
Zur Info: Laut Wikipedia ist dies „die Verdunklung und Abkühlung der Erdatmosphäre als Folge der Explosion einer großen Zahl von nuklearen Sprengsätzen“!
Das Fazit der katastrophalen Entwicklung:
Nach zwei recht optimistisch stimmenden Wochen sind die Lockout-Verhandlungen in ein großes Chaos abgedriftet. Denn, und das ist das Besorgnis ergebende, niemand weiß nun, wie es weitergeht. Eine solche Situation hat es in den US Major Sports noch nie gegeben. Die Union ist auf jeden Fall Geschichte und es gibt damit keinen Verhandlungspartner mehr für die Liga und Klubbesitzer.
„Jetzt, wo es keine Gewerkschaft mehr gibt, hoffen wir aufrichtig, dass die NBA sofort ihren illegalen Boykott der Liga beenden und die Saison 2011/12 starten wird“, erklärten Hunter und Union President Derek Fisher in einem gemeinsamen Brief an die Liga, der den Kollegen von ESPN vorliegt. „Die Teams können nun mit Free Agents verhandeln. Wenn die Besitzer ihre momentane Haltung nicht ändern, werden sie sich mit massiven Kartellrechtsklagen konfrontiert sehen.“
Die Antwort von David Stern: „Sie hätten sich viel früher überlegen sollen, diesen Weg zu gehen, dann hätten wir die Saison unter Umständen retten können. Nun wird es wohl nicht funktionieren. Es scheint, als wären die Spieler wild entschlossen und besessen, sich selbst zu zerstören. Und das ist überaus traurig!“
Stimmt, denn die Leidtragen dieser Katastrophe sind vor allem die Fans!
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