Heute ist John Wall ein Superstar seines Sports. Mehrfacher All Star in der NBA, einer der besten Guards der Liga, ein Vorbild für viele junge Baller. Doch das grenzt an ein Wunder, denn eigentlich war das Leben des kleinen John schon zum Scheitern verurteilt …

on den Worten, die sie gerade gehört hat, muss sich Frances Pulley erst einmal erholen. Gerade erst hat die 36-Jährige nach Jahren der Einsamkeit endlich mal wieder einen Mann kennengelernt, der ihr gefällt, da scheint es mit der Glückseligkeit auch schon wieder vorbei zu sein. John ist groß, gut gebaut, macht ihr Komplimente. Lange hatte die Mutter einer 18-jährigen Tochter auf einen neuen Mann in ihrem Leben gewartet. Jetzt sitzen sie und John schon bei ihrem dritten Date. Und heute, am 17. November 1981, ist sie sich sicher, dass John der neue Mann in ihrem Leben sein soll. Doch das, was der 34-Jährige ihr gerade offenbart hat, klingt in Frances’ Ohren noch nach. „Als ich jünger war, habe ich Mist gebaut“, hat er erzählt. „Großen Mist. Ich habe wegen Totschlags im Gefängnis gesessen“, so John weiter. Fast zehn Jahre sei seine Tat nun her, und er ­schäme sich entsetzlich, hört Frances aus dem Mund ihres Dates. Als leitender Angestellter des Reinigungspersonals in einem Hampton Inn Hotel habe er sich heftig mit einer Kollegin gestritten. Als der Streit eskalierte, habe er eine Waffe gezogen und der 26-Jährigen in den Kopf geschossen, gesteht er Frances.

„Ich habe ihn nie mehr zu dieser Tat befragt“, sagt Frances heute. „Die Vergangenheit muss man ruhen lassen.“ Statt die sich anbahnende Beziehung mit John auf der Stelle zu beenden, verzieh sie ihrem späteren Ehemann die Tat, für die er bereits acht Jahre im Gefängnis gewesen war. Auch weil sie glaubte, ihre 18-jährige Tochter Tonya brauche eine Vaterfigur in ihrem Leben. „Ich brauchte einen Mann, das steht fest. Und sie brauchte einen Vater.“ Gewalt in ihrem direkten Umfeld gehörte für Frances schon seit Kindertagen zum Leben dazu. Als sie neun Jahre jung war, wurde ihr Vater von einem Freund mit einer Pistole umgebracht. Der Grund: Der Freund vermisste einen Zehn-Dollar-Schein und vermutete, Frances’ Vater habe ihn geklaut. Kurz nach der Tat war klar: Der Schein befand sich im Portemonnaie seiner eigenen Freundin. Ein grausames Ereignis, das Frances’ Leben prägte.

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In den letzten drei Saisons legte John Wall ein Double-Double im Schnitt auf (Foto: Getty Images).

Das alte Ich des Vaters macht das neue Leben zunichte

Das ist die Welt, in die John Wall hineingeboren wird. Fast neun Jahre kennen und lieben sich sein Vater John Sr. und Mutter Frances, als Johnathan Hildred Wall Jr. im September 1990 zur Welt kommt. Das Familienglück scheint perfekt. Tonya ist zwar aus dem Haus, doch auch zu dritt können Mama, Papa und das neueste Mitglied des Clans in Raleigh, North Carolina, ein schlichtes, einfaches Leben führen – so scheint es zumindest. Denn drei Wochen nach Johns erstem Geburtstag macht das alte Ich seines Vaters das neue Glück der Familie mit einem Schlag ­zunichte. In einem Lebensmittelladen auf der Garner Road gibt er vor, nur ein Bier kaufen zu wollen. Doch als der Kassierer die Kasse öffnet, hält ihm John Sr. eine kleinkalibrige ­Waffe ins Gesicht und zwingt ihn, das gesamte Geld der Kasse in seinen Rucksack zu verfrachten. Bewaffneter Raubüberfall und wieder sieben Jahre Knast für den frischgebackenen Familienvater.

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