In den letzten vier Jahren schafften es die Washington Wizards dreimal in die Conference Semi-Finals. Dieses Jahr soll es einen noch tieferen Playoff-Run geben. BASKET nimmt die „Caps“ genau unter die Lupe und prüft, was diese Saison möglich ist.

John Wall hat diese Spielzeit mit Verletzungen zu kämpfen (Foto: Getty Images).

Nach exakt der Hälfte der Saison ist die Stimmung bei den Washington Wizards durchwachsen. Zwar haben sie mit 23:18 eine positive ­Bilanz und befinden sich wie geplant auf einem Playoff-Platz, doch ohne Sorgen sind sie deshalb nicht. Viele Niederlagen gegen schlechtere Teams mit negativer Bilanz gehen Superstar und Mannschaftskapitän John Wall gewaltig auf den Zeiger. So verloren die Hauptstädter beispielsweise gegen die ­Atlanta Hawks, Dallas Mavericks, Los Angeles Lakers, Charlotte Hornets, Phoenix Suns, L.A. Clippers und Brooklyn Nets (sogar zweimal). „Wir werden darüber reden“, kündigte Wall gegenüber der „Washington Post“ an. „Wir spielen gegen schlechtere Teams für individuelle Stats. So einfach ist das, und ich denke, das kann auch jeder sehen.“ Wall erklärte auch, dies sei intern bereits mehrfach angesprochen worden. Beim nächsten Gespräch solle nun niemand von Kritik verschont bleiben. „Wir sprechen darüber in der Kabine und werden nichts beschönigen.“ Andererseits läuft es gegen die besseren Teams richtig gut. Die Wizards weisen 10:6 Siege gegen Mannschaften mit einer positiven Bilanz auf. Die vermeidbaren ­Niederlagen schlagen sich dagegen in der Tabelle nieder, denn der Abstand auf die Topteams aus ­Boston, Cleveland und Toronto ist bereits groß. Doch trotz Walls deutlicher Kritik gibt es durchaus auch andere Erklärungsansätze für die zwar akzeptable, aber nicht optimale Saison der ambitionierten Wizards. Die Truppe von Coach Scott Brooks hatte fast über die gesamte Spielzeit mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Zu Beginn der Saison fehlte Markieff Morris, der sich einer Organ-Operation unterziehen musste und so sieben Spiele verpasste. Anschließend folgte der Ausfall von John Wall, der mit Knieproblemen ebenfalls elf Spiele nicht im Aufgebot der Wizards stand. Aktuell spielt Otto Porter Jr. mit starken Rücken- und Hüftproblemen. „Seit Otto Porter­ Jr. in der NBA spielt, hat er mit Hüftschmerzen zu kämpfen. Bereits in seiner ersten Trainingseinheit als Rookie 2013 war dies ein Thema“, erklärte Candace Buckner, Insiderin von der „Washington Post“.

Viele Falsche Entscheidungen

Doch die Verletzungsmisere alleine kann es nicht sein. Woran mangelt es also dem Spiel der „Zauberer“? Die Antwort: häufig an richtigen Entscheidungen. Gerade ab der Spätphase des dritten Viertels und in der Crunchtime neigen die Wizards dazu, überhastet mit wilden Dreiern den Sieg erzwingen zu wollen. Die falsche Strategie! Das wird besonders beim Vergleich mit den Boston Celtics deutlich. Während Celtics-Coach Brad Stevens seinem Team bei Rückständen in engen Phasen den Dreier gänzlich verbietet und einfache, klare Abschlüsse fordert, ballern Beal, Wall und Porter in diesen Spielphasen, ohne das Auge für den besser postierten Nebenmann, aus allen Lagen Threeballs. Und auch in der Defense trifft die Mannschaft von Coach Scott Brooks, wenn es darauf ankommt, zu oft falsche Entscheidungen. Mit 21,8 Fouls stehen die Wizards im NBA-Vergleich nur auf dem 24. Rang. Besonders in der Crunchtime unterlaufen Washington zu viele unnötige Fouls. Häufig weil die Verteidigung versucht, Situationen per Block zu lösen. Klar, John Wall führt mit 1,07 Blocks alle Guards in dieser Kategorie an, doch in der Crunchtime hagelt es aufgrund riskanter und übereifriger Aktionen zu viele Freiwürfe. So bringen sich die drei Viertel lang gut spielenden Wizards häufig selbst um die Früchte ihrer Arbeit. „Wir müssen etwas gelassener werden. Wir spielen zu viele reguläre Saisonspiele, als wären es Elimination-Games“, erklärt der polnische Center Marcin Gortat. Beim bloßen Blick auf die Saison-Stats der Protagonisten zeigt sich ein durchaus zufriedenstellendes Bild: Eine positive Überraschung in der ersten Saisonhälfte war ohne jede Frage Kelly Oubre Jr., der sich von der „Bench“ kommend zu einem echten Faktor entwickelte. Dem 22-Jährigen gelang es im Vergleich zur Vorsaison beinahe, seine Punkteausbeute zu verdoppeln (aus 6,3 PPS wurden 11,6 PPS). Und auch der lange Zeit kaum vorhandene Threeball fällt allmählich (37,6 %). Otto Porter Jr. spielt ebenfalls, den bereits erwähnten Schmerzen zum Trotz, die beste Saison seiner Karriere. Und Bradley Beal? Agiert in dieser Saison so stark, dass er es definitiv verdient hat, zum ersten Mal als All Star im Spiel der NBA-Elite aufzulaufen: 23,6 PPS, 3,7 AS und 4,4 REB sprechen zumindest dafür. „Es wäre sehr unglaubwürdig, wenn ich sagen würde, dass es mir egal sei. Natürlich will ich All Star werden“, erklärt Beal und fügt hinzu: „Das ist es aber nicht, was mich Tag für Tag antreibt. Mein Ziel ist immer, den Sieg davonzutragen.“ Als John Wall, der bereits vier All-Star-Nominierungen in seiner Vita stehen hat, verletzungsbedingt fehlte, spielte Beal groß auf. Auch wenn die Bilanz ohne Wall lediglich 6:5 beträgt, konnte Beal ohne seinen kongenialen Partner mit 24,9 PPS seinen Saisonschnitt knapp toppen. Am 5. Dezember brillierte „BB3“, den Wall kürzlich „unseren Saison-MVP“ nannte, mit einer imposanten 51-Punkte-Gala (21/37 FG) und war somit der Garant für den Sieg über die Trail Blazers.

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