Beide, Reggie Miller und Chris Webber, sind bis heute Ikonen ihrer Klubs. Doch als Analysten für den NBA-Sender TNT haben sie längst die Seiten gewechselt und sind heute äußerst kritische Experten. Immer hautnah dran an der besten Basketball-Liga der Welt, können sie viele Entwicklungen besser einschätzen als irgendjemand sonst. Im Gespräch mit BASKET plaudern die beiden Legenden aus dem Nähkästchen und verraten uns, wie Kyrie Irving von seinem Trade zu den Boston Celtics erfuhr. Außerdem sprechen sie über den diesjährigen Titelkampf und teilen uns ihre Meinung zum Zwist zwischen James Harden und Kevin McHale mit.

Früher gegeneinander, heute zusammen: Chris Webber (r.) und Reggie Miller.
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Hallo Reggie, hallo Chris. Kevin McHale sagte, James Harden sei kein guter Leader, und „The Beard“ nannte ihn daraufhin voller Wut einen Clown. Was denkt ihr über den Streit der beiden?
Reggie Miller: Ich habe den gesamten Kommentar von Kevin McHale gelesen und nicht nur den kurzen Teil, den die Medien aufgegriffen haben. Wenn man sich das Ganze komplett ansieht, spricht McHale sehr lange darü-ber, wie unfassbar gut James Harden als Spieler ist. Aber nein, wir von den Medien nehmen uns den Part raus, der Schlagzeilen generiert. Wenn jemand Harden gut kennt, dann McHale, denn der hat ihn schließlich trainiert. Sein Job war es, das Beste für das Team zu erreichen. Als Spieler frustriert einen eine solche Aussage natürlich sehr, aber James Harden sollte sich den gesamte Kommentar anschauen, und dann wird er zu einem anderen Fazit kommen. Denn McHale sagte, dass er kein Leader sei, weil er in der Defense zu wenig Einsatz zeige. Ich liebe Harden und McHale, aber man muss die Dinge im Kontext betrachten.
Chris Webber: Kevin McHale meint es grundsätzlich gut mit Harden. Unter ihm hatte Harden eine Saison, die es wert gewesen wäre, mit dem MVP-Titel ausgezeichnet zu werden. Er hat die Defense-Leistung rausgestellt, und das ist okay. Ich bin sicher, dass McHale dies Harden auch ins Gesicht sagen würde, wenn er das nicht schon getan hat.

Viele Fans der Cavs waren nach dem Trade von Irving so sauer, dass sie ihre Trikots verbrannten. Was denkt ihr darüber, wenn Fans Trikots verbrennen?
Chris Webber: Die Fans lieben ihre Stars nun mal, und das sind die entsprechenden Emotionen. Aber es ist doch schon sehr seltsam. Die Anekdote, die ich gerade- erzählt habe, zeigt doch sehr gut, dass Spieler selbst nicht immer wissen, wohin die Reise geht. Es macht in meinen Augen überhaupt keinen Sinn, das Trikot von Isaiah Thomas zu verbrennen. Er wollte ein Kelte bleiben. Das kann man auch in seinem langen, emotionalen Abschiedsbrief im „Player’s Tribune“ nachlesen. Er erfährt plötzlich, dass seine Zeit in Boston beendet ist. Die NBA ist ein Geschäft, das weiß ich als Ex-Spieler nur zu gut. Deshalb sollten die Fans fairer mit den Spielern umgehen.
Reggie Miller: Große Märkte werden nie Probleme haben-, große Free Agents zu verpflichten. Bei kleinen Teams sieht es anders aus. Kevin Durants Entscheidung sollte man gänzlich anders bewerten als den Fall von Isaiah Thomas. Isaiah hat alles für Boston getan, was er konnte. Er hat nach dem Tod seiner Halbschwester in den Playoffs verletzt gespielt. Er war in der vergangenen Saison der Hauptgrund für den Erfolg- der Boston Celtics. Ihm gebührt so viel Respekt-. Die meisten Fans wissen das auch. Durant ist ein anderer Fall, aber die Fans sollten langsam akzep-tieren, dass die NBA ein Business ist. Ich war auch traurig, als Paul George meine geliebten Indiana Pacers verlassen hat, aber es ist ein Business.

Das ganze Interview mit Chris Webber und Reggie Miller lest ihr in der aktuellen BASKET-Ausgabe:
https://basket.de/2017/08/die-basket-112017/