Seit Saisonstart brennen Russell Westbrook und James Harden ein Stats-Feuerwerk nach dem anderen ab. Es scheint klar: Einer der beiden Ex-Teammates muss MVP der Regular Season werden! Doch wer performt eigentlich besser? BASKET checkt die beiden Dominatoren und erklärt, welche Dinge den Unterschied ausmachen.

Russell Westbrook von den Oklahoma City Thunder und James Harden von den Houston Rockets stehen nebeneinander.

Zwei Superstars: Statistisch gesehen spielen James Harden und Russell Westbrook die besten Saisons der NBA.
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Es hat Saisons in der NBA-Geschichte gegeben, da war die Wahl zum „Most Valuable Player“, also die höchste Auszeichnung in der Regular Season, ziemlich zäh. Kaum ein Spieler drängte sich auf, keiner spielte überragend – also musste es jemand werden, der mit seinen Leistungen in anderen Spielzeiten keinerlei Chance gehabt hätte. Ein solches Jahr erlebt die NBA diesmal nicht. Stars wie LeBron James, Kevin Durant, Anthony Davis, Kawhi Leonard, Steph Curry oder Giannis Antetokounmpo liefern Performances ab, mit denen sie sich eigentlich Hoffnungen auf die MVP-Krone machen könnten. Doch zwei Spieler ragen noch heraus aus diesem Chor der Superstars – Russell Westbrook und James Harden! Die beiden ehemaligen Teammates spielen wie von einem anderen Stern und gelten mit ihren Monster-Stats als die einzigen beiden wahren Kandidaten auf die MVP-Auszeichnung. Doch wer spielt die bessere Saison? Und wer sollte folgerichtig MVP werden? BASKET checkt es für euch.

Punkt 1: Statistiken
Klar, in Sachen Stats macht den beiden Guards niemand etwas vor. Doch wer setzt sich eigentlich im direkten Duell durch, auch bei den Trefferquoten?

Mit 30,6 PPS, 10,6 REB und 10,4 AS liefert Westbrook eine historische Spielzeit ab und macht keine Anstalten, sich die Saison im Triple-Double-Schnitt noch nehmen lassen zu wollen. Selbst seine 5,3 Turnover pro Spiel fallen in diesem Fall nicht ins Gewicht, immerhin agiert Harden in dieser Hinsicht noch anfälliger (5,8 pro Spiel, NBA-Plätze 1 und 2). „The Beard“ liegt dafür in Sachen Assists (11,6 pro Spiel) leicht vorne, bei den Punkten (28,9) und den Rebounds (8,3) muss er Westbrook jedoch den Vortritt lassen. Beim Player Efficiency Rating liegt Westbrook als einziger NBA-Spieler über dem magischen Wert von 30, Harden (28,2) hat auf Platz 4 noch Davis und Antetokounmpo vor sich. Dafür hat Harden in Sachen Trefferquote durchgehend die Nase vorne. 44,3 Prozent aus dem Feld, 35,3 Prozent Dreier und 84,6 Prozent Freiwürfe kann auch Westbrook (42,9 % FG, 33,8 % Dreier, 82,0 % FT) nicht schlagen. Allerdings: Westbrook braucht für seine Stats zwei Minuten Spielzeit pro Partie weniger, daher auch sein leicht höherer PER. Es zeigt sich: Westbrook ist in Sachen reiner Zahlen etwas stärker, spielt auch leicht effektiver. Aber: In einigen Bereichen – zum Beispiel bei der True Shooting Percentage – ist Harden klar besser. Dennoch geht dieser Punkt an Westbrook. Ein Triple-Double im Schnitt wäre auch schwierig zu schlagen gewesen.

Punkt 2: Wert für das Team
Ohne ihren Superstar würden sowohl die Thunder als auch die Rockets zu den schlechteren NBA-Teams gehören. Doch das alleine reicht für die Bewertung nicht.

Könnte eines der beiden Teams auf ihren Superstar verzichten? Antwort: Nein! Beide Franchises sind aktuell stark darauf ausgerichtet, dass ein überragender Spieler das Team zum Erfolg führen soll. Allerdings hat Harden in dieser Hinsicht – besonders mit Scharfschütze Eric Gordon – in dieser Saison die bessere Unterstützung seiner Kollegen. Westbrook hat zwar Victor Oladipo, Enes Kanter oder Steven Adams an seiner Seite, muss den Erfolg besonders in der Offensive aber häufig erzwingen. Bei Harden sieht das anders aus. Er ist zwar der Initiator der Rockets-Offense, diese funktioniert aber selbstverständlicher als die der Thunder. Das zeigt auch die Offensive Efficiency der Rockets, die mit 112,7 Punkten pro 100 Ballbesitze auf NBA-Rang drei liegen. Die Thunder können 105,7 aufweisen, das reicht für NBA-Rang 15. Und das trotz des Top-Scorers der Liga. Würde Westbrook ausfallen, könnten andere Spieler zwar in den Vordergrund treten, wirklich Hoffnung auf Erfolg gäbe es aber nicht. Die Rockets haben den Vorteil, dass sie mehr Waffen neben dem Superstar haben. Außerdem ist Harden – im Gegensatz zu Westbrook – in der Defense immer noch eine Last. Sein Wert für das Team würde demnach leicht niedriger liegen.

Dieser Eindruck bestätigt sich auch bei den Zahlen. Westbrook gibt 57 Prozent der Thunder-Assists, wenn er auf dem Court steht, Harden kommt hier auf 52 Prozent. Auch die Usage Rate, also die Menge der Angriffe, in denen ein bestimmter Spieler entweder den Wurf oder die Vorlage zum Wurf hatte, liegt bei Westbrook (42 %) deutlich höher als bei Harden (34 %). „Mit Westbrook sind die Thunder in den Playoffs sogar ein Titelkandidat“, sagt US-Journalist Eric Snyder. „Aber was sie ohne ihn sind, das ist eine gute Frage. Weit weg von den Playoffs auf jeden Fall.“ Das weiß auch Royce Young von ESPN. „Für die Thunder gilt: durch Westbrook leben und durch Westbrook sterben. Sie sind eigentlich die Oklahoma City Westbrooks.“ Der Playmaker selbst lobt seine Mitspieler stets für die gute Arbeit, die sie auf dem Court – auch für ihn – verrichten, lässt nichts Böses an sie ran. Doch insgeheim weiß auch der 28-Jährige: Ohne ihn würde in Oklahoma City gar nichts laufen. Weil dieser Effekt in Texas auch stark, aber nicht ganz so extrem ist, geht der Punkt an Westbrook.

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