Wenn über Klay Thompson gesprochen wird, ist selten er alleine das Thema. Meist geht es um die “Splash Brothers”, also um ihn und Steph Curry. Da Curry nunmal der Überspieler der letzten beiden Jahre war, geht es dann häufig doch um Curry und nicht um Klay Thompson.

Doch das hat mehrere Gründe. Von den Stats und dem Unterhaltungswert liegen dann doch kleine Welten zwischen den beiden. Das Hauptproblem ist: Das, was Klay Thomspon am besten kann, nämlich als Dreierschütze brillieren, kann der kleine MVP noch besser, nein am Besten von allen, vielleicht sogar jemals. Doch immer, wenn Curry in den Hintergrund tritt, oder wie zuletzt, durch seine Knieverletzung, treten muss, ist Klay da. Und wie!

Klay Thompson von den Golden State Warriors feiert im NBA-Spiel gegen die Portland Trail Blazers einen Korb.

Wird Klay Thompson zum X-Faktor für die Titelverteidigung der Warriors?
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In Spiel fünf gegen die Houston Rockets erzielte er 27 Punkte und in Spiel eins der zweiten Runde steigerte er sich nochmals und schenkte den Portland Trail Blazers 37 ein. Was kommt da wohl in Spiel zwei? Dabei scheint es so, als könne er das jederzeit. “Instant Offense” oder “microwave” nennen die amerikanischen Sportjournalisten so etwas. Mit eher bescheidener Attitüde versenkt er Wurf um Wurf und das hochprozentig. Es wirkt so, als müsse man ihn nur darum bitten. Hochkonzentriert steht er auf dem Court und wohl dosiert ist seine Wurfauswahl. Bei den großen Curry-Shows ist er jedoch häufig im Hintergrund und verzichtet darauf, nur um seine Statistiken aufzubessern, Würfe zu focieren. Nein, er akzeptiert seine Rolle, wie so viele bei den Golden State Warriors (Andre Iguodala, Andrew Bogut, Harrison Barnes etc.), um als Team erfolgreich zu sein.

Doch Klay hatte auch schon die Hauptrolle, und nicht nur die des Lückenbüßers und Ersatzstars, inne. Seine unfassbaren Qualitäten als Jumpshooter präsentierte er auf historische Weise am 23. Januar 2015 gegen die Sacramento Kings. Er verbesserte seinen Karriere-Höchstwert auf 52 Punkte. Ganz fein, echt gut. Aber er erzielte alleine 37 Punkte im dritten Viertel. Ein NBA-Rekord. Nicht einmal Wilt Chamberlain, der bekanntlich 100 Punkte in einem Spiel erzielte, hatte dies geschafft. Dabei ballerte der Sohn des ehemaligen Nummer-Eins-Picks Mychal Thompson jedoch nicht wild drauf los und hatte am Schuss 35 Würfe genommen, nein, er traf 13/13 aus dem Feld und neun seiner neun Dreier.

„Ich war sehr konzentriert und bin in einen Rausch gekommen. Ich habe noch nie so wie heute geworfen. Es war irre“, sagte Thompson über seine eigene Leistung. Und sein Coach Steve Kerr meinte über die heißeste Wurfhand, die je ein Viertel gesehen hat: „Er war wie aus einer anderen Welt“.

Der Shooting Guard hat in den diesjährigen Playoffs bewiesen, dass die “Dubs” nicht alleine wegen Curry, der Favorit auf den Titel sind. Die Rekord-Bilanz der Chicago Bulls um Michael Jordan, Scottie Pippen und Dennis Rodman wurde nicht alleine wegen der Defense um Defensiv-Anker Andrew Bogut und Draymond Green, der zweimal in Folge Zweiter bei der Wahl zum Defensive Player of the Year hinter Kawhi Leonard wurde, gebrochen. Dass sie wohl ausschließlich durch die San Antonio Spurs gestoppt werden können, liegt auch nicht alleine an der flexiblen Offensive des Teams von Coach Steve Kerr. Nein, es liegt auch an Klay Thompson, der selbst immenses Starpotenzial besitzt.