Die Cleveland Cavaliers sollte man langsam auf dem Zettel haben, wenn es um den diesjährigen NBA-Champion geht! Mit einem 115:84-Blowout deklassierten die „Cavs“ in Spiel eins der Eastern Conference Finals die Toronto Raptors. Das Team von Dwane Casey war defensiv nicht in der Lage, den First-Seat zu stoppen. Cavaliers-Coach Tyronn Lue hat mit seinem neunten Sieg im neunten Playoff-Spiel den Rekord von Pat Riley von 1981/82 für den besten Playoff-Start eines Debüt-Trainers eingestellt. Und Lue hat großen Anteil am Megalauf seiner Mannschaft. Denn seit seinem Antritt hat sich die taktische Ausrichtung der „Big Three“ geändert. Kevin Love agiert, um nur ein Beispiel zu nennen, wieder deutlich häufiger im Low-Post und ist nicht nur an der Dreierlinie „geparkt“, wie dies bei Vorgänger David Blatt oftmals den Anschein hatte. Diese Taktikjustierung macht den Vizemeister wieder schwerer ausrechenbar und gibt dem Team aus Ohio einen Vorteil an den Brettern. Gestern dominierten die Cavaliers bei den Rebounds sehr deutlich mit 45:23.

J.R. Smith von den Cleveland Cavaliers rettet einen Ball vor dem Aus im NBA-Spiel gegen die Toronto Raptors.

J.R. Smith steuerte fünf Punkte zum deutlichen Sieg seiner Cavaliers bei.
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Die Defense der Kanadier war über das gesamte Spiel äußerst schwach. Dies verdeutlicht eine Trefferquote der „Cavs“ von 55,4 %. Noch schlimmer sieht es aus, wenn man sich die Zahlen der Superstars Kyrie Irving (27 Punkte, 11/17 FG) und LeBron James (24 Punkte, 11/13 FG) anschaut, die gemeinsam 73,3 % aus dem Feld trafen. Der vermeintliche Edelverteidiger der Raptors, DeMarre Carroll hatte weder offensiv noch defensiv den Hauch einer Chance gegen den viermaligen MVP und kam gerade einmal auf zwei Punkte (1/5). Der zuletzt wiedererstarkte Backcourt der Franchise aus dem kühlen Norden spielte gestern wieder überschaubarer, Kyle Lowry und DeMar DeRozan kamen gemeinsam nur auf 28 Punkte. Der Ausfall von Jonas Valanciunas scheint nicht zu kompensieren, auch wenn Bismack Biyombo (zwölf Punkte, 5/5 FG) wieder tat, was in seiner Macht stand.

In einem Internet-Voting, das in den letzten Tagen zu einem viralen Hit avanciert war, wird gefragt: Wer wird NBA-Champion 2016? Die Antwortmöglichkeiten lauten: Cleveland Cavaliers, Golden State Warriors, Oklahoma City Thunder und „Others“. Woraufhin sich die kanadischen Fans zum Hashtag #WeAreTheOthers motiviert sahen. Angesichts dieser Defensivleistung der Raptors und einem nie gefährdeten Blowout, bei dem die ausgeruhten Superstars der Cavs noch geschont werden konnten und alle unter 30 Minuten Spielzeit blieben, ist es vielleicht sogar folgerichtig, dass sie bei besagter Umfrage nicht als Option genannt wurden.