Dirk Nowitzki von den Dallas Mavericks versucht, gegen Lakers-Star Pau Gasol zum Korb zu kommen.

Heiße Duelle: Zwischen Dirk Nowitzki und Pau Gasol ging es immer heiß her.

Seit den 80er-Jahren begeben sich die Talente des „alten Kontinents“ bereits über den großen Teich in die NBA – um sich dort zu beweisen und ihre Reifeprüfung zu bestehen. Seit dieser Zeit gab es weit mehr Spitzenspieler aus Europa als nur Dirk Nowitzki. Doch wer ist wirklich der Beste? BASKET nimmt die besten Basketballer aus Europa unter die Lupe und sagt Euch, wer der „Euro-G.O.A.T.“ ist!

Mit der ersten Welle, in der Top-Talente und Ausnahmekönner aus „good old europe“ in die NBA gekommen sind, hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Ohne diesen Boost hätte zum Beispiel Würzburg 2011 nicht den Titel der Mavericks feiern können oder San Antonio so oft in den 2000ern mit Champagner angestoßen. Nach dem Karriere-Ende des Leverkuseners Detlef Schrempf 2001, war zunächst nicht abzusehen, wer in die Fußstapfen des dreimaligen All-Stars würde treten können und die deutsche Fahne in der besten Liga trägt. Ein langes Warten ist es nicht geworden. Einer der Favoriten auf den Titel des besten Europäers aller Zeiten war bereits im Anmarsch.

From Würzburg to Dallas

Unser erster Anwärter machte 1998 im Hoop Summit auf sich aufmerksam. Die Nummer 14 des damaligen Zweitligisten DJK Würzburg legte 33 Punkte und 14 Rebounds für die Weltauswahl gegen die besten US-Talente auf. Die Rede ist hier natürlich von Dirk Nowitzki. Der Power Forward hat bei diesem Game die Vertreter der Dallas Mavericks derart beeindruckt, dass sie nichts unversucht gelassen haben, um sich die Dienste dieses 2,13 Meter großen Talents zu sichern. Der „Dunking Deutsch-Man“, wurde beim Draft per Trade aus Milwaukee für Robert Traylor und Pat Garrity geholt. Der Weitblick von General Manager Donnie Nelson hat sich mehr als ausgezahlt. Die Texaner holten in den Finals 2011 gegen die Miami Heat die erste Meisterschaft der Franchise-Geschichte. In dieser Serie gegen das Superstar-Trio um LeBron James, Dwyane Wade und Chris Bosh erwischte „Swish41“ mit 26 Punkten und 9,7 Rebounds pro Spiel eine Sahne-Serie. Neben den Erfolgen mit dem Team, sammelte Nowitzki auch reichlich individuelle Auszeichnungen und Rekorde. Nur um ein paar zu nennen: MVP 2007, Finals-MVP 2011, Three-Point-Champion 2006! Mit 29,355 Karriere-Punkten belegt er den sechsten Platz in der All-Time-Scoring-Liste. Der Mann, der den „Flamingo-Shot“ nach Amerika gebracht hat, ist kaum zu verteidigen. Ähnliches kann man über unseren zweiten Anwärter sagen.

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Leader der French Connection

In San Antonio und in der Grand Nation wissen die Basketball-Fans, was sie am „french torpido“ haben. Diesen Nickname hat die beste Nummer 9 aus Frankreich während einer Pressekonferenz bekommen. Tony Parker ist als 19-Jähriger von den Paris Basket Racing zu den Spurs gewechselt. Der Point Guard hat zusammen mit Manu Ginobili und Tim Duncan eines der erfolgreichsten Trios in der NBA-Geschichte geformt. Anders als der Shooter Nowitzki ist das Game von TP9 in der Zone. Mit seiner unorthodoxen und schnellen Spielweise findet er oft den Abschluss am Korb. Die mitunter verrückten Wurfversuche lassen Headcoach Gregg Popovich in schöner Regelmäßigkeit an den Rand des Wahnsinns kommen. In den Jahren seit 2001 markierte 1,88 Meter große Wirbelwind beachtliche 16,6 Punkte und 5,9 Assists pro Partie, zudem mauserte er sich zu einem richtigen Titelsammler. Bereits viermal durfte der dreimalige All Star die Larry O’Brien Trophy in die Höhe recken und beim Titelgewinn 2007 war er ebenfalls Finals-MVP. Der All-Time-Leading-Scorer der Eurobasket ist wie sein Klub ein Paradebeispiel an Konstanz und ein wichtiger Garant für den Erfolg bei den Texanern. Konstanz ist auch das Stichwort, wenn es um unseren dritten und letzten Anwärter geht.

Vamos En Be A

Kobe Bryant ist ihm bis heute für die Titelgewinne 2009 und 2010 dankbar. Egal, in welchem Klub der 2,13 Meter große Power Forward aus dem Basken-Land aktiv war und ist, hat er bis heute mit 18,2 Punkten und 6,8 Rebounds starke Leistungen gebracht. Gemeint ist Pau Gasol. Der ehemalige Spieler des FC Barcelona kam 2001 zu den Memphis Grizzlies in die NBA. Anpassungsschwierigkeiten hat es in seiner Rookie-Saison keine gegeben, er war mit 17,6 Punkten und 8,9 Rebounds gleich zur Stelle. Anders als seine Konkurrenz aus Würzburg ist dieser Power Forward eher in der Zone zu finden – beherrscht aber dennoch den Wurf aus der Mitteldistanz und von „Downtown“. Mit zwei NBA-Championship und 19.106 Karriere-Punkten ist der viermalige All Star der beste Export aus Spanien. Die Nummer 4 der spanischen Nationalmannschaft war der Türöffner für die spanische Welle nach Übersee – die nach ihm erst richtig begonnen hat.

Bevor der Titel, des „Euro-G.O.A.T.“ vergeben wird, blicken wir auf einige „honorable mentions“, die den Cut nicht geschafft haben und somit den Sprung in die Top 3 verpassten.

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Who is to mention

Es ist nicht leicht, zu entscheiden, wer in die Final-Runde kommt oder wer der Beste ist. Natürlich bleiben bei einer solchen Debatte immer einigen Legenden auf der Strecke. Einer dieser Kandidaten hat die Ära der Chicago Bulls in den 90er-Jahren mitgeprägt. Toni Kukoc war Teil der goldenen Generation im jugoslawischen Basketball. Der beste sechste Mann des Jahres 1996 hat in der „Windy City“ drei Titel gewonnen. Mit einem der besten „passing Big-Men“ in der NBA-Historie hat Kukoc im jugoslawischen Nationalteam zusammengespielt und Titel geholt. Vlade Divac war das Gesicht der Sacramento Kings. Mit einem weiteren Top-Europäer in Peja Stojakovic sowie mit Mike Bibby oder Chris Webber bildete Divac möglicherweise das beste Team, das nie einen Titel erringen konnte. „Der beste Werfer, den ich je gesehen habe“, sagte Clutch-Master Reggie Miller über Drazen Petrovic. Nach einem wackligen Start bei den Trail Blazers schaffte der begnadete Guard in New Jersey den Sprung zum All-Star. Ein tödlicher Autounfall 1993 beendete viel zu früh den rasanten Aufstieg des Hall of Famers. Nicht zu vergessen sind natürlich auch: Arvydas Sabonis, Sarunas Marciulionis oder auch der bereits erwähnte Detlef Schrempf. So viele tolle Spieler im erweiterten Blick und auf dem Podest, aber wer ist der beste Europäer aller Zeiten?

Den dritten Platz belegt Pau Gasol. Der Spanier war für Kobe Bryant der X-Faktor in den Duellen mit den Orlando Magic und den Boston Celtics. Er hat zwar einen Titel mehr als Dirk und einen besseren Karriere-Schnitt als Tony, dennoch reicht es nicht für Silber oder Gold. Den zweiten Platz belegt Tony Parker. Der Point Guard übertrifft das deutsche Aushängeschild bei der Anzahl der Titel und hat die gleiche Anzahl an Finals-MVP-Auszeichnungen vorzuweisen. Leider war es nicht genug, um dem bekanntesten Würzburger den ersten Platz streitig zu machen. Somit Glückwunsch an den großen Blonden aus Dallas. Dirk Nowitzki ist der beste Europäer in der nordamerikanischen Profiliga. Er war und ist der Go-to-Guy der Mavericks, war der erste europäische MVP der regulären Saison und ist neben Tim Duncan der beste Power Forward in der NBA-Geschichte.

Drazen Kanazir