Dirk Nowitzkis letztes Spiel bei einem internationalen Turnier liegt ziemlich genau vier Jahre zurück. Und damals stand in den Sternen, ob sich der Superstar jemals wieder mit dem Adler auf der Brust präsentieren würde.

Nowitzki zieht zum Korb. (Foto: Getty Images)

Nowitzki zieht zum Korb. (Foto: Getty Images)

2011, Vilnius, Siemens-Arena. Deutschland steht im letzten Spiel der EM-Zwischenrunde in Litauen. Das Ziel: Weiterkommen, die Teilnahme an den Olymischen Spielen 2012 in London sichern. Die Aufgabe: Den Gastgeber mit mindestens elf Punkten Vorsprung schlagen. Nur ein Sieg reicht aufgrund des Korbverhältnisses nicht aus.

Wer den Turniervelauf und die Teams kennt, weiß, dass hier eine Herkulesaufgabe auf die deutsche Mannschaft wartet. Litauen spielt das gesamte Turnier souverän und wird jedes Mal zusätzlich durch die ohrenbetäubende Lautstärke in den Arenen gepusht.

Erschwerte Bedingungen

Deutschland hingegen muss in vielen Partien kämpfen. Dirk steckt eine lange NBA-Saison in den Knochen: Mit den Dallas Mavericks hat er nach 94 Spielen in nur neun Monaten (!) zwar den Meistertitel in den Händen, aber seinen Körper auch an die Leistungsgrenze gebracht. Nach nur einem Monat Pause streift er sich bereits das DBB-Trikot über und beendet eine viel zu kurze Auszeit. Infolge dessen wirkt er das gesamte Turnier ausgelaugt und kann seinem Führungsanspruch nicht gerecht werden. „Ich war einfach nicht in der Verfassung, hier ein gutes Turnier abzuliefern“, sagt Nowitzki später im Interview. Allerdings wird er bei der EM durchweg hart angegangen: Es gibt kaum ein Post-Up des Deutschen, bei dem nicht ein Foul hätte gepfiffen werden müssen. Hier versagen die Schiedsrichter auf ganzer Linie. Aber auch das lässt der damals 34-Jährige nicht als Ausrede gelten. Auf die Frage, wie er das im letzten Spiel wahrgenommen habe, sagt Nowitzki: „Nein, gar nicht. Das war ja bei jedem Spiel der EM so.“

Aus der Traum von Olympia 2012: Nowitzki nach dem Spiel mit gesenktem Kopf. (Foto: Getty Images)

Aus der Traum von Olympia 2012: Nowitzki nach dem Spiel gegen Litauen. (Foto: Getty Images)

Am Ende nicht gut genug

Und doch ist es dem deutschen Superstar besonders in diesem Duell anzumerken. Er wirft – und trifft nicht. Der 2,13 Meter große Power Forward kann seine ersten fünf Korbversuche nicht verwandeln und beendet das Spiel mit 16 Punkten. Dass die DBB-Auswahl überhaupt konkurrenzfähig ist, geht auf Chris Kamans Konto. Der Deutsch-Amerikaner verwandelt in einer überragenden ersten Hälfte alle sechs Würfe aus dem Feld, beendet die Partie mit 25 Zählern und elf Rebounds.

Doch der Rest der Mannschaft agiert nicht stark genug. Lässt man die drei Zähler von Philipp Schwethelm außer Acht, steuern nur Robin Benzing (18) und und Heiko Schaffartzik (13) Punkte bei. Am Ende steht mit 75:84 das Endergebnis und die Enttäuschung in den Gesichtern der Spieler. Auch bei Nowitzki.
Dem bodenständigen Superstar tut es besonders für die jungen Spieler leid, ihnen die Olympia-Teilnahme nicht ermöglicht zu haben. „Es lag alles an mir“, übernimmt er direkt nach dem Spiel im Interview die Verantwortung.

Letzte Chance

Dass Nowitzki sich 2015 erneut das DBB-Trikot überstreift, liegt nicht zuletzt an der Möglichkeit, sich für Olympia 2016 in Rio de Janeiro zu qualifizieren. Zusätzlich wird der 2,13 Meter große Forward durch die Möglichkeit motiviert, die Vorrunde in Berlin, vor heimischem Publikum zu absolvieren. Um in Rio dabei zu sein, müsste mindestens der siebte Platz erreicht werden – eine schwere, aber nicht unmögliche Aufgabe. Wieder lasten hohe Erwartungen auf Nowitzki, aber er hat in der Vergangenheit zu Genüge bewiesen, dass er damit umgehen kann!

Text: Sebastian Hildebrandt