Im Rahmen des Africa-Games stand Bulls-Star Pau Gasol den Journalisten Rede und Antwort. Das Interview könnt ihr an dieser Stelle lesen – viel Spaß!

Tony Parker sagte in dieser Woche, die aktuelle französische Mannschaft sei die beste, die es je gab. Denkst du auch, dass sie der Top-Favorit sind?

PAU GASOL: Das glaube ich tatsächlich. Sie haben die letzte Eurobasket gewonnen und spielen den letzten Teil des Turniers auf heimischem Boden. Also sollten sie auf jeden Fall als Favorit gelten.

Pau Gasol beim Training im Rahmen des Africa Game (Foto: Getty Images)

Pau Gasol beim Training im Rahmen des Africa Game (Foto: Getty Images)

Was brauchen du und die Chicago Bulls, um LeBron James und die Cavs zu schlagen?

PAU GASOL: Nun, unser Ziel ist es, das beste Team zu sein, nicht ein bestimmtes zu schlagen. Sicher, sie sind die amtierenden Eastern-Conference-Champions, aber wir wollen so gut wie möglich sein, um am Ende des Jahres den Titel zu gewinnen. Wir müssen uns intensiv vorbereiten und von Anfang bis Ende eine großartige Saison spielen. Wir müssen uns schnell an den neuen Coach und seine Philosophie gewöhnen. Davon hängt ein großer Teil unseres Erfolges ab.

Hattest du bereits mit Fred Hoiberg Kontakt und weißt du, ob sich deine Rolle im Team verändert? 

PAU GASOL: Wir haben telefoniert und ein paar Nachrichten ausgetauscht, stehen wir in Verbindung, seit er bei den Bulls unterschrieben hat. Das wollen wir auch beibehalten, damit wir beim Trainingscamp auf dem selben Nenner sind und beginnen können, daran zu arbeiten, dass das Team sich schneller an sein System gewöhnt. Ich weiß nicht genau, wie sich meine Rolle verändern wird, wenn sie es denn überhaupt tut. Ich bin sicher, dass es einige Modifikationen und Änderungen geben wird, aber inwiefern das auf mich individuell Auswirkungen hat, kann ich noch nicht sagen.

Während des letzten Jahres wurde Luol Deng über Tom Thibodeau befragt und sagte, dass es ein Rückschritt für die Franchise wäre, wenn diese sich von „Thibs“ trennen würde. Du hast eine ganze Menge Coaches erlebt. Warst du von der Entscheidung, sich von Thibodeau zu trennen, enttäuscht?

PAU GASOL: Es ist immer schwierig einen Coach gehen zu sehen, insbesondere nachdem Tom so viele Jahre in das Team investiert hat. Gleichzeitig verstehe ich auch, aus welchen Gründen es so gekommen ist und die Franchise diese schwierige Entscheidung getroffen hat. Aber wir wollen alle letztendlich dafür sorgen, dass das Team eine gute Chance auf eine Championship hat und sich verbessern kann. Das hat höchste Priorität. Die Spieler haben wirklich nichts damit zu tun und man muss solche Situationen einfach akzeptieren, versuchen das Beste daraus zu machen. Wir werden hart arbeiten, um unsere Ziele zu erreichen und eine bessere Mannschaft zu sein. Das ist alles, was wir tun können.

Du hattest vor Kurzem Geburtstag, bist jetzt 35 Jahre alt. Im September bist du – genau wie dein Teamkollege Nikola Mirotic – bei der Europameisterschaft dabei. Glaubst du, dass die Anstrengung dort Auswirkungen auf deine Leistungen in der nächsten Saison haben werden? 

PAU GASOL: Es gibt immer gute und schlechte Aspekte daran, internationale Turniere zu spielen. Ich glaube, dass man nach einem solchen Turnier in besserer Form und besserem Rhythmus ins Trainingscamp kommt. Wenn man mit derselben Begeisterung für das NBA-Team spielt wie vorher für die Nationalmannschaft, kann es positive Auswirkungen haben. Es kommt aber auf die Einstellung an. Ich glaube auch, dass die Tatsache, dass ich schon im Sommer mit „Niko“ zusammenspiele, unsere Beziehung auf und abseits des Courts stärken kann, was ein weiterer positiver Aspekt ist, der sich auf die Arbeit bei den Bulls übertragen lässt.

Bei Pau Gasol und Co. wird in Afrika der Spaß im Vordergrund stehen (Foto: Getty Images)

Bei Pau Gasol und Co. wird in Afrika der Spaß im Vordergrund stehen (Foto: Getty Images)

Deine Stiftung hat schon einiges in Afrika geleistet. Wie oft warst du persönlich dort und wie fühlt es sich für dich an, beim Africa Game am Samstag dabei zu sein?

PAU GASOL: Es ist mein sechster Besuch auf diesem Kontinent und ich freue mich sehr auf das Spiel und über die Arbeit die hier geleistet wird. Die NBA, die NBPA, Spieler, Coaches und die vielen Helfer: Alle bringen einen enorm großen Einsatz, um Kindern mehr Chancen und die Möglichkeit einer Ausbildung zu geben sowie den Zugang zu Sport und Bewegung. Dadurch entwickeln die Jugendlichen gesunde Gewohnheiten und bekommen die Perspektive auf ein gesundes oder wenigstens ein gesünderes Leben. Deshalb bin ich glücklich ein Teil des Projektes zu sein. Dazu ist es ein historisches Spiel für die NBA, den Sport selbst und den afrikanischen Kontinent.

Ist die Entwicklung des Basketballs dort ähnlich wie du sie in Europa miterlebt hast? 

PAU GASOL: Ich glaube, dass Basketball international auf jeden Fall weiter wachsen wird. Es ist in Europa schon sehr weit verbreitet und hat sich dort gut entwickelt. Jede Menge Spieler kommen jährlich nach Amerika, um in der besten Liga der Welt gegen die besten Spieler des Planeten anzutreten, und Afrika ist selbstverständlich ein Kontinent mit riesigem Potenzial. Es gibt dort viele Schwierigkeiten, aber die Zeit und der Einsatz sind es wert, investiert zu werden, um diesem Land und dem Kontinent eine Chance zu geben. Einige Spieler kommen bereits aus Afrika, aber es besteht die Möglichkeit, dass mehr und mehr junge Spieler zu großartigen Basketballern ausgebildet werden können, was ihnen eine Perspektive auf ein gutes Leben für sie und ihre Familien gäbe.

Mit ein wenig Abstand zur letzten Saison: Was glaubst du, was hat euch gefehlt?  

PAU GASOL: Spezielle Gründe auszumachen, ist schwierig. Wir waren sicherlich zu unkonstant und haben nicht dauerhaft guten Basketball gespielt. Wir haben zu viele Spiele verloren, die wir gewinnen hätten müssen, weil wir mental nicht bereit waren. Obwohl wir uns in der Postseason gesteigert haben, konnten wir daher die Saison nicht erfolgreich beenden. Ich hoffe, dass wir daraus gelernt haben und uns in der neuen Saison besser präsentieren werden, weil jetzt jeder weiß, wie wichtig jedes einzelne Spiel ist!

Pau Gasol kam im Sommer 2014 zu den Chicago Bulls (Foto: Getty Images)

Pau Gasol kam im Sommer 2014 zu den Chicago Bulls (Foto: Getty Images)

Glaubst du, dass du das Team in der neuen Saison 2015/16 mehr leiten und führen musst?

PAU GASOL: Auf jeden Fall! Aber nicht nur ich, sondern jeder unserer Führungsspieler. Du weißt nie, wann sich das Fenster zum Titel schließt und musst daher deine Chancen nutzen – und wir haben eine großartige Chance! Wir haben uns kaum verändert und können daher auf der letzten Saison aufbauen. Ich werde versuchen, das Team noch mehr zu führen, aber solange nicht jeder mitzieht, werden wir nicht bis an unser Ziel kommen.

Von Fred Hoiberg wird ein offensiv-geprägter Basketball erwartet. Passt das zu euch?

PAU GASOL: Ich denke, dass die Offense im letzten Jahr nicht unser Problem war. Unter Fred haben wir wahrscheinlich noch mehr Freiheiten in der Offensive und können die Stärken jedes Spielers mehr zur Geltung bringen. Allerdings haben wir ohne eine starke Defense keine Chance, die Championship zu gewinnen und müssen uns daher defensiv mächtig ins Zeug legen.

Glaubst du, dass du erneut so viel spielen kannst?

PAU GASOL: Ich muss mir wie jeder andere auch jede Minute erarbeiten. Automatisch bin ich kein Starter. Wie viel ich spielen werde, weiß ich noch nicht, aber sicher ist, dass ich wieder eine wichtige Rolle übernehmen will – das war bisher immer so in meiner Karriere.

Quelle: nba