Die Cleveland Cavaliers sind nur noch eine Niederlage davon entfernt, Vize-Meister zu werden. Doch selbst wenn die Cavs im Finale tatsächlich scheitern sollten – der beste Spieler der Serie, sowohl statistisch als auch hinsichtlich seiner Präsenz und Effektivität, war und ist LeBron James. Da ist sich die gesamte Basketballwelt sicher – inklusive des „King“ („Ich bin der beste Spieler der Welt.“). 36,6 Punkte, 12,4 Rebounds und 8,8 Assists pro Finalspiel sprechen eine mehr als deutliche Sprache.

Schade nur, dass er, sollte seine Mannschaft den Golden State Warriors unterliegen, davon überhaupt nichts hat. Denn was zählt, ist, dass LeBron zum vierten Mal in sechs NBA-Finals den Kürzeren ziehen würde. Und den Finals-MVP könnte er wohl kaum gewinnen, wenn er nicht auch siegreich ist. Das ist doch ein ungeschriebenes Gesetz … oder?!

Schon mal passiert

Nun, ein Mal ist genau das schon vorgekommen: Jerry West gewann 1969 als Erster Akteur in der Geschichte der NBA die Auszeichnung des Finals-MVPs. Sein Team, die Los Angeles Lakers, unterlag jedoch in dem Finale seinem Erzrivalen, den Boston Celtics in sieben Spielen. West verzeichnete dabei 37,9 Punkte, 4,7 Rebounds und 7,4 Assists im Schnitt. Zahlen, die in zwei der drei „großen“ statistischen Werte tiefer sind als LBJs in den diesjährigen Finals. Hat „The Chosen One“ also doch eine Chance?

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LeBron James verzeichnete in diesen NBA-Finals zwei Triple-Doubles (Foto: Getty Images)

Wenn man mich fragt: Absolut! Der „Bill Russell NBA Finals Most Valuable Player Award“ ist eine individuelle Auszeichnung, die an den Spieler gehen sollte, der für sein Team während der Finals (!!!) am wertvollsten (engl.: valuable) ist. Und niemand, der heute Nacht in der Quicken Loans Arena in Cleveland, Ohio auf dem Platz stehen wird, ist für das eigene Team annähernd so wichtig wie LeBron Raymone James. LeBron macht nämlich alles. Er macht die meisten Punkte aller Spieler, er holt als Small Foward die zweitmeisten Rebounds aller Spieler, verteilt die meisten Vorlagen aller Spieler und muss dazu die längste Zeit auf dem Feld stehen (45,4 Min.).

Mancher Warriors-Fan Warriors wird jetzt argumentieren, dass Stephen Curry der ähnlich wichtig für sein Team ist. Doch ist es in Golden State auch Andre Iguodala, Draymond Green und vielen anderen zu verdanken, dass das Team konstant Leistung bringt. Der Season-MVP selbst hatte in den Finals, und nur um die geht es bei dem Award, genau ein (!) überragendes Spiel (Game 5: 37 Pkt., ), in dem er unglaubliche Würfe traf, 17 Punkte im Schlussviertel erzielte und Dinge tat, die „Chef Curry“ eben so tut. In der Saison, in den Playoffs … Bisher aber eben nur ein Mal in den Finals. Versteht mich nicht falsch, Steph spielt eine gute Finalrunde, wird ziemlich sicher einen neuen Dreier-Rekord aufstellen – alles schön und gut. Aber eben nicht so unmenschlich wie James, der der einzige Grund dafür ist, dass seine Jungs überhaupt eine Chance haben.

Nicht immer fair

Die Vergangenheit hat allerdings bewiesen, dass dieser Award nicht immer fair ist. 2004 war Shaquille O’Neal (Finals 2004: 26,6 PPS, 10,8 REB) der wertvollste Athlet in den NBA-Finals. Doch seine Lakers unterlagen den Detroit Pistons, die durch harte Defense und gutes Teamwork siegreich waren, bei denen aber nur das Kollektiv überzeugte, eben „wertvoll“ war. Den Award bekam seiner Zeit Chauncey Billups (Finals 2004: 21,0 PPS, 5,2 AS).

Dieses Jahr reden wir jedoch von Zahlen, wie wir sie in der Geschichte der NBA-Finals so noch nicht gesehen haben. Und deshalb lege ich mich fest: LeBron James ist der Finals-MVP 2015. Spätestens wenn die Cavs ein siebtes Spiel erzwingen können!

Text: Benedikt Lülsdorff

 

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