Wenn man ganz ehrlich ist, konnte man nichts anderes erwarten: Die Miami Heat haben das Conference Finale des Ostens erreicht, zum vierten Mal in Folge. Dank eines 96:94-Heimerfolgs über die Brooklyn Nets gewannen die amtierenden Champions die Serie mit 4:1 und lösten damit das Ticket für die nächste Runde, in der es entweder gegen die Indiana Pacers oder die Washington Wizards geht. Ganz gleich wer der Konkurrent sein wird, folgende Punkte müssen die Herausforderer auf jeden Fall in einem Duell mit den Heat beachten:

Offense go: Die Serie gegen Brooklyn hat deutlich gezeigt, dass man gegen Miami offensiv in Schwung kommen und scoren muss. Die Nets durchbrachen nur ein einziges Mal die 100-Punkte-Marke als sie im dritten Game 104 Zähler auflegten und die Jungs aus Florida schlugen. In den beiden Auftaktmatches waren es nur 86 beziehungsweise 82 und in den letzten beiden Partien 96 respektive 94. Miami nutzte das eiskalt aus und gewann alle Spiele, in denen Brooklyn unter 100 Punkten blieb. Die Lehre aus der Nets-Serie lautet daher: Gegen die Heat muss man konstant scoren und die 100-Punkte-Marke anpeilen oder so gut verteidigen, dass Miami unter 90 Zählern bleibt.

LeBron James: Bärenstark – Kaum ein anderes Attribut trifft den Nagel so auf den Kopf! Der 29-Jährige spielt offensiv in bestechender Form und trug die Heat bisher durch die Playoffs. Beim Sweep in der ersten Runde gegen Charlotte lieferte der „King“ überragende Stats ab (30,0 PPS, 8,0 REB, 6,0 AS, 2,3 ST und 55,7 % Feldwurfquote) und trug damit den Löwenanteil am Weiterkommen des Titelverteidigers. Was in der Serie gegen Brooklyn deutlich aufgefallen ist: LeBron konzentriert sich mehr denn je auf sein Scoring! 30,0 Punkte legte der 2,03-Meter-Mann in den fünf Partien durchschnittlich auf und traf schwindelerregende 57,0 % seiner Feldwürfe! Dafür vernachlässigte James aber seine Allround-Qualitäten: 6,4 Rebounds sind zwar ein ordentlicher Wert, liegen jedoch unter seinen Möglichkeiten. Schwach war „LBJ“ derweil bei den Assists: Nur 3,6 Dimes lieferte der Superstar pro Partie ab – viel zu wenig für einen Mann mit seinen Qualitäten. Zudem stealte er nur 1,2 Mal pro Partie den Ball. Kurz: Offensiv spielt LeBron James in einer elitären Liga und verzauberte uns nicht nur mit seinen 49 Zählern in Spiel Vier. Fakt ist aber auch, dass er seine Mitspieler weniger in Szene setzte.

Ray Allen erzielte gegen die Brooklyn Nets die entscheidenden fünf Punkte zum Einzug in die nächste Runde.

Ray Allen erzielte gegen die Brooklyn Nets die entscheidenden fünf Punkte zum Einzug in die nächste Runde.

Ray Allen: Man kann es drehen und wenden wie man will: Wenn es hart auf hart kommt, ist Ray Allen immer noch der Feuerwehrmann der Miami Heat! Jüngster Beweis war Spiel 5 gegen Brooklyn. Beim Stand von 90:91 aus Sicht des Titelverteidigers und noch 32 Sekunden auf der Uhr ist es Allen, der den spielentscheidenden Dreier trifft, 93:91 für Miami. Nachdem die Heat verteidigen und Bosh den Rebound holt, zieht Allen ein Foul und trifft beide Freiwürfe, 95:91 für Miami, noch 21 Sekunden. Das Spiel ist entschieden. Wie Robert Horry bei den Spurs ist es Ray Allen bei den Heat, der die knappen Begegnungen gewinnt.

Bedeutet: Wer die Heat schlagen will, muss Ray Allen in den entscheidenden Situationen in Schach halten und offensiv ins Laufen kommen. LeBron James aus dem Spiel zu nehmen ist ebenso unmöglich wie Kevin Durant unter zehn Punkten zu halten. Aber wenn Indiana oder Washington zwei dieser drei Punkte erfüllen, steigen die Chancen auf den Einzug in die Finals erheblich!

Für Miami hingegen kann das Motto nur lauten: So weitermachen wir bisher. Eine Niederlage aus neun Spielen kann sich durchaus sehen lassen und ist schon ein wenig meisterlich…

Henning Kuhl