Was bietet sich für meinen ersten Post im BASKET-Experten-Blog besser an als eine Prognose, welche Spieler am Ende der laufenden Spielzeit die individuellen Auszeichnungen abräumen? Richtig, nichts. Die Kollegen in der BASKET-Redaktion haben ihre Tipps schon in der Preview-Ausgabe (11/2013) abgegeben. Daher, um euch keinen kalten Kaffee vorzusetzen, motze ich meine Rankings etwas auf:
Zu jeder Trophäe präsentiere ich euch nicht nur den jeweiligen Gewinner, sondern gleich meine Top-3. Das Ranking basiert dabei auf den Leistungen der Vorsaison, den Eindrücken der ersten Spiele und meiner eigenen, völlig subjektiven Meinung.

Nicht einverstanden mit meinen Prognosen? Dann habt ihr folgende Möglichkeiten: Speichert euch mein Ranking irgendwo ab und reibt mir am Ende der Saison unter die Nase, wie daneben ich lag – oder noch besser, geigt mir direkt in den Kommentaren die Meinung, wer eurer Ansicht nach die Auszeichnungen abstauben sollte.

Hier geht’s zu Part II.

Alle Zahlen sind auf dem Stand vom 11.11.

Wird Kevin Durant 2013/14 erstmals MVP? Verdient hätte er es!

Wird Kevin Durant 2013/14 erstmals MVP? Verdient hätte er es!

Most Valuable Player

Kevin Durant (OKC)
38,8 MpS 30,2 PpS 7,3 RpS 4,3 ApS 28,98 PER

„Leider“ kam Russell Westbrook so schnell von seiner Verletzung zurück. Nicht, dass ich dem Überathleten der Thunder irgendwas Böses wünsche, aber seine schnelle Genesung hat uns einer Sache beraubt: Ein wütender KD, der im Alleingang die Liga aufmischt und jeden Abend gegnerische Teams vom Parkett ballert. Eine Kostprobe, wie das hätte aussehen können, gab’s zum Saisonauftakt in Utah (101:98), als Durant den Jazz 42 Punkte vor den Latz geknallt und sich dabei fette 24 Freiwürfe erarbeitet hat.
Aber auch mit einem gesunden Westbrook an seiner Seite wird der dreifache Scoring-Champ den Fuß nicht vom Gaspedal nehmen. Denn der bittere Geschmack der vergangenen Playoffs brennt ihm noch immer auf der Zunge und KD hat es endgültig satt, im Schatten von LeBron zu stehen. Macht der 25-Jährige in dieser Saison endgültig den nächsten Schritt in seiner Entwicklung (gruselige Vorstellung für den Rest der NBA nach seiner vergangenen Spielzeit), dann braucht er mit Sicherheit bald einen größeren Trophäenschrank.

LeBron James (MIA)
37,3 MpS 24,4 PpS 5,9 RpS 8,0 ApS 26,42 PER

Er ist immer noch der beste Spieler der NBA, keine Frage. Dass er – meiner Meinung nach – nicht seinen fünften MVP in sechs Jahren gewinnen wird, hängt mehr von äußeren Umständen ab als von seinem Game. Genau wie zu Michael Jordans Zeit ist es möglich, dass bei den Wählern des wertvollsten Spielers der Liga der Wunsch nach Abwechslung aufkeimt (siehe Charles Barkley oder Derrick Rose).
Gleichzeitig wird Miami seine Stars mehr denn je schonen müssen. Sie wollen nämlich schaffen, was zuletzt den Celtics der Achtziger gelang: Vier Mal in Folge in den Finals stehen. Und natürlich den ersten Three-Peat seit Shaq und Kobe in Los Angeles.
Die Heat wissen, wie schwer der Weg zum Titel ist. Daher wird James öfter einen Gang zurückschalten und so gerade genug Platz lassen, dass andere im MVP-Rennen an ihm vorbeiziehen können.

Chris Paul (LAC)
36,1 MpS 21,3 PpS 4,3 RpS 12,6 ApS 28,66 PER

Keine Ausreden mehr für CP3. Ihm wurde in der Offseason mit Doc Rivers ein Coach mit Championship-Erfahrung zur Seite und mit J.J. Redick und Jared Dudley noch mehr Feuerkraft aufs Parkett gestellt. Lob City ist tot, die Erwartungen sind höher als je zuvor.
Der Point God ist schon jetzt in überragender Form. In bisher jedem Spiel ein Double-Double aufgelegt, das Glanzstück gegen Golden State: 42 Punkte, 15 Assists und sechs Steals! Leider sind die Clippers trotz ihres überragenden Maestros durchwachsen in die Saison gestartet, allem voran die Blamage im Auftakt gegen die Kobe-losen Lakers.
Paul muss die Aggressivität, die er in den ersten sieben Spielen gezeigt hat, die Saison über aufrecht erhalten. Er darf es sich nicht mehr erlauben, drei Viertel lang abzuwarten, bevor er voll aufdreht und dominiert. Schafft es Paul auch in diesem Jahr nicht, die zweite Runde der Postseason zu meistern, gibt es keine Ausreden mehr.

Defensive Player of the Year

Roy Hibbert (IND)
30,1 MpS 10,9 PpS 9,0 RpS 4,3 BpS 84,4 DefRTG*

Glaubt ja nicht, Hibbert hätte seine nicht jugendfreie Ansage der vergangenen Playoffs vergessen! Nach dem Sieg über Chicago tweetete Indianas Center nur: „DPOY. Goodnight!“. Der Pacers-Hühne will der beste Verteidiger der Liga sein – und die Trophäe gleich mit abräumen. Und bisher spricht einiges für ihn. Indiana ist nicht nur das einzige Team ohne Niederlage nach sieben Spielen. Hibbert ist wieder einmal das Rückgrat der bissigsten Defense der NBA. Das Zauberwort „Vertikalität“ hat er in den vergangenen Playoffs geprägt, als er und die Pacers den Heat sieben Spiele lang die Stirn geboten haben.
Wenn Hibbert seinem Coach Frank Vogel weiterhin jeden Abend 30 Minuten Top-Defense geben kann, dann heißt es für viele Gegner, die sich in die Zone der Pacers verirren tatsächlich: „DPOY. Goodnight!“

Joakim Noah (CHI)
28,2 MpS 7,2 PpS 10,2 RpS 1,2 BpS 103,3 DefRTG*

Der Franzose wird noch etwas Zeit brauchen, um sich vollständig von seiner Leistenverletzung zu erholen, um in gewohnter Manier die Zone der Stiere zu patrouilleren. Doch Noah ist, genau wie Hibbert, das Rückgrat einer der gefährlichsten Verteidigungen der Liga. Im Gegensatz zu vielen seiner schwerfälligeren Artgenossen ist Noah auch flink und vor allem smart genug, bei Pick-and-Rolls auch mal zu switchen und Flügelspieler vor sich zu halten. Mit seinen rohen Emotionen und seinem Kampfgeist pusht er nicht nur sich, sondern sein Team immer zu Höchstleistungen.
Bleibt nur zu hoffen, dass Coach „Thibs“ die Minuten seines Centers in der Regular Season etwas runter schraubt, um ihn nicht wieder vorzeitig zu verschleißen.

Dwight Howard (HOU)
34,9 MpS 17,6 PpS 13,6 RpS 1,4 BpS 102,0 DefRTG*34,9

Er ist gesund, motiviert und zufrieden. Und das letzte Mal, als diese Sachen auf D12 zugetroffen haben, war er drei Mal in Folge Verteidiger des Jahres. Howard gibt alles, um das Jahr in Los Angeles so schnell wie möglich vergessen zu machen. Und bereits in den ersten Spielen sieht man deutlich, dass die Trikotnummer Zwölf eher dem Überathleten aus Orlando ähnelt als dem dauerverletzten, unzufriedenen Lakers-Dwight. Der Center bewegt sich horizontal und vertikal schneller und entschlossener als in der vergangenen Spielzeit, der Rücken behindert ihn nicht mehr. In der vergangenen Spielzeit war er Clark Kent. Bei den Rockets steht jetzt wieder Superman auf dem Parkett.

Sixth Man of the Year

Jamal Crawford (LAC)
26,2 MpS 16,4 PpS 1,9 RpS 1,7 ApS 17,96 PER

In der vergangenen Saison musste sich einer der gefährlichsten Crossover der NBA im Rennen um den Award des Sixth Man New Yorks J.R. Smith geschlagen geben. Crawfords Scoring ist wieder bei über 16 Punkten, dazu trifft er momentan starke 46,2 Prozent seiner Dreier. Neben Chris Paul ist Crawford der einzige Clipper, der sich seinen eigenen Wurf kreieren kann, was ihm Spielzeit in der Crunch Time verschaffen sollte. Sobald also der „Dance Instructor“ aufs Feld kommt, wird er entweder neben Paul zu haufenweise freien Würfen kommen, oder in Pauls Abwesenheit die Offensive der Clippers am Leben erhalten.

Isaiah Thomas (SAC)
27,5 MpS 18,0 PpS 2,2 RpS 4,5 ApS 24,54 PER

Die Frage ist, wie lange Coach Mike Malone den 1,75 Meter-Mann noch von der Bank bringt, wenn der solche Zahlen produziert. Momentan startet Vasquez, da er als purer Point Guard und mit seiner Größe besser in die Starting Five passt als Thomas, der gerne zuerst selbst den Abschluss sucht. Aber wenn Thomas seine neue Rolle im Team akzeptiert, könnte er, ähnlich wie Jason Terry zu seinen Dallas-Zeiten, als gefährliche Offensiv-Waffe von der Bank kommen, die zweite Fünf anführen und sowohl mit seinen aggressiven Drives zum Korb (vergangene Saison netzte er trotz seiner Größe 60,5 Prozent seiner Versuche am Ring ein) als auch mit seinem soliden Distanzwurf Energie bringen.

Jarrett Jack (CLE)
26,0 MpS 10,9 PpS 2,9 RpS 3,4 ApS 13,74 PER

Jarrett Jack bringt sein ruhiges Händchen als Backup Point Guard jetzt in Cleveland an. Er spielt aber nicht nur die Rolle des Ersatzmannes für Kyrie Irving, sondern funktioniert auch perfekt als Guard-Duo mit „Uncle Drew“ – und im Notfall kann er den verletzungsanfälligen Irving auch für einige Spiele in der Startformation ersetzen. Im Pick-and-Roll behält Jack immer einen klaren Kopf und wird die Big Men der Cavaliers in Szene setzen können. Er ist zwar kein Vollblut-Scorer wie Crawford, bringt dafür aber ein solides Allround-Game nach Ohio.
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*DefRtg: Das Defensive Rating zeigt an, wie viele Punkte pro 100 Ballbesitze ein Team zulässt. Für Spieler bedeutet das Rating, wie gut/schlecht das Team mit ihm auf dem Parkett verteidigt.